An meine Viecher
Nähe und Wärme sind wichtig, lernte ich aus meinem Umfeld. Seit ich denken kann. Ein Teil von mir geworden, eben so wie die Achtung vor lebenden Geschöpfen, welcher Art und Rasse auch immer. Habe heute noch Probleme mit der Einfach-nur-zu-großen-Spinne, die ich auf unbarmherzige Weise zum Tode verurteilte, weil ich für ein schnelles Erschlagen schlicht nicht genug Arsch in der Hose hatte. Ekel und Abscheu waren stärker. Sitze heute am Computer, kämpfe um das weitere Bestehen der Firma, von der wir leben, und in der verdammt viel Herzblut steckt. Stress hoch vier. Hektik und - ungern eingestanden - Existenzangst. Eine der Felidae findet sich zu meinen Füßen, spricht mich an. Mau. Mauuuu. Wir leben mehr als 12 Jahre miteinander. Ich verstehe gut, was sie will. Hier geht es nicht um Futter. Sie fordert mich. Meine Aufmerksamkeit. Meine Nähe. Der Impuls sie wegzuschicken (Ist ja nur ein Tier.) ist stark. Ich habe so viel Furcht in diesen Tagen. Und doch: Was sie will, kann nur ich geben. Wenn ich sie nun wegschicke, wird sie nicht wissen, warum. Wird so unglücklich sein, wie ein menschbezogenes Tier sein kann. Ich lasse alles fallen, nehme mir diese zehn Minuten, wende mich einem lebenden Wesen zu. Sie nimmt es, schnurrend, kuschelnd. Und legt sich dann auf den Sessel in meiner Nähe. Ohne Anstoß meinerseits. Als fühlte sie, da liegen andere Dinge an. Und lehrt mich Einiges. Nicht zu ersten Mal.