BEYOND the void
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Es geht mir nicht aus dem Kopf

Schon spät. Hastiger Heimweg durch die kleinen schlechtbeleuchteten Hinterwinkel des Viertels, den Kopf gesenkt um dem lästigen Sprühregen so weit möglich zu entgehen. Sie lehnte an der Motorhaube eines Autos, ein kurzer trotziger Blick nur aus dem Halbdunkel, der sagte Geh' weiter Ein paar Minuten später lauschend stehen bleiben - weint da jemand? Sie lehnte an einem anderen Wagen, die Arme aufs Wagendach gelegt, den Kopf in den Armen vergraben und weinte, daß es sie nur so schüttelte. Unerträglich dem tatenlos zuzuhören. Ich ging ein paar Schritte zurück, legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter, ohne ein Wort. Sie fuhr herum, die Hände zur Abwehr erhoben, und ich sah voller Entsetzen den blauen Fleck, der sich dunkel vom Jochbein bis zum Kinn zog, über die ganze linke Seite. Welchen Feind sie erwartet hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hing sie im nächsten Moment an meinem Hals, schluchzte mir Tränenbäche auf die Jacke, atmete Wodka ab, stammelte halbverständliches von dem Schwein, dem Schläger und daß sie wenigsten inzwischen die Katzen weggegeben habe um sie vor seiner Brutalität in Sicherheit zu bringen. Polizei? - Hilfe? Mein Gestammel war fast so wirr wie das ihre. - Hej, was auch immer geschieht, du darfst dich nicht schlagen lassen! Ich zählte hastig die Möglichkeiten auf, ganz genau, was sie tun könne. Irgendwann schlägt der mich ohnehin tot. Der findet mich überall.... Du bist wirklich 'ne süße Maus. Sie löste sich von mir, ein resigniertes Schulterzucken noch, dann verschwand sie hinter einer der Haustüren, schleppenden Schrittes. - Hilf- und nutzloser habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nicht gefühlt.

monochrom  2004 · 01:19  # ·  x  | 2651 x gelesen pixel