Hass
Mobilität der Fluch der Neuzeit. Man sublimiert sich einen Wolf und kommt qua der schlecht unterdrückten Sehnsüchte unweigerlich in Schwierigkeiten.
Ein Hoch auf die freie Wirtschaft - mit ihrer unnachahmlichen Art nurmehr den Funktionsträger zu sehen, nicht länger den Menschen dahinter.
Ich möchte wahrlich nicht wissen, wieviel ihr auf dem Gewissen habt ... daß ich euch allerdings mit Grund hasse, weiß ich wahrlich.
Abdrehen, Schmuck auf Formentera machen, kleine Bedürfnisse mit kleiner Arbeit befriedigen ... der alte Traum. Die alte Frage: Wieviel braucht man wirklich, welches davon hat tatsächlich Bestand vor dem Horizont eines auf 70 Jahre begrenzten Lebens? Wie kommt der Mensch eigentlich dazu die europäische, hoch artifizielle Zivilisation des 21. Jahrhunderts für der Weisheit letzen Schluß zu halten? Karriere? Hört ihr mich hohnlachen? Werde ich auf dem Sterbebett noch nach den Meriten fragen, die ich einem namenlosen Arbeitgeber eingetragen habe? - Wohl kaum.
Vielleicht nächstes Jahr ...
Soll ich's einpunzen?
Ich bin einsam, aber immer schneller.
it's givin' me the creeps
Oktober. Je nach Wetterlage in diesem Jahr Spätsommer oder Frühherbst. Der inflationäre Gebrauch des Wortes Wein**ten all the more and despite nicht aufzuhalten.
Der Hass flammt mir in grellen Wellen ins friedliche Gehirn. Das ist wie Erdbeeren im Februar.
[file under: Entwertung von Legenden und Traditionen im Wege der Kommerzialisierung.]
Effizienz
Eine Erledigungsliste im Umfang von 15 Punkten. Mit den Banalitäten zu beginnen - 2l Milch, Grapefruitsaft, Katzenstreu einholen - erweist sich als Fehler erster Ordnung. Irgendein Idiot hat den Feststellmechanismus der Haustür demoliert. Die Folge ist eine wildgewordene Jonglage-Einheit mit schwerer Tür, hoher Eingangsstufe und dem Fahrrad mit 5 kg Streu auf dem Gepäckträger. Es kommt wie es kommen muß: Das Fahrrad fällt, die Tür mir in die Hacken und ich um - über das liegende Fahrrad. Erstmal putzen und aufräumen. Der Beutel mit der Streu ist ebenso geplatzt wie eine der Milchtüten, und das Ganze gibt auf dem Kachelboden eine schöne Sauerei ab. Die Beseitigung derselben nimmt eine knappe halbe Stunde in Anspruch. Mein Knie und mein Schienbein beschweren sich inzwischen deutlich über die mißliche Behandlung. Hach, alles so schön blau hier. Der Handwurzelknochen braucht etwas länger, nimmmt dann aber eine Form an, die gelinde gesagt unorganisch scheint. Na wunderbar. Ich bringe das Rad rüber in die Werkstatt - das Vorderrad schleift häßlich - und gehe direkt drei Häuser weiter zum Doc. Mmh. Mmh. Hämatom oder Fraktur, das kann ich so nicht sagen. Ich schick Sie mal rüber in die Radiologie. Hinreißend, das. Zwei Stunden verbrannt bisher, meine Erledigungsliste kann ich für heute vergessen. Die Radiologie macht zwei schöne Photos - wieder eine Stunde beim Teufel - und ist sich ebenfalls nicht sicher, ob nun Fraktur, ja oder nein. Abwarten also, in ein paar Tagen vielleicht noch ein MRT. Daß obendrein der Betrüger, der einen erteilten Einzugsauftrag zweimal ausführen ließ, auf keinem Kanal greifbar ist, und die Bank leider nur bis vor vier Tagen etwas für mich hätte tun können, passt ins Bild.
Das war bis jetzt der effizienteste Montag aller Zeiten. Ich gehe jetzt mein Fahrrad aus der Werkstatt holen.
Beckmann, ausnahmsweise
Muß ja. Wegen Schmidt. Man hört dem Mann zu und könnte weinen. - Wo auch immer man politisch steht, Männer (und Frauen) von diesem Format sucht man in der politischen Landschaft des Jahres 2006 vergebens.
Enttäuschend
Intelligenz ist sexy. Vieles bleibt ungesagt. Intellekt und Erfahrung lesen in Gesten, Untertönen, Blicken. Der Flirt ist ein Gang auf die Planche. En Garde, Riposte, Coupé. Das Vergnügen liegt in der Eleganz. Ein Wechselspiel; ein Schritt vor, einen zurück; eine unverhohlene Freude am Geist des anderen. Selten findet man jemanden, der dieses Spiel nicht nur kennt, sondern auch beherrscht. Stattdessen Adorno-Jünger, selbstverliebte Elfenbeintürmler, Männer, die glauben, Roland Barthes gelesen und verstanden zu haben, sei hinreichender Beweis ihres Intellekts. Intellekt ohne Emotion ist kalt und leer, sein Schatten die Selbstüberhebung. Hier wird nicht mehr hingehört, schon gar nicht hingefühlt. Roboterhaft spult sich ein Programm ab, daß nach dem dritten Satz schon langweilt. Jeder Schritt vorhersagbar. Kein Vergnügen, keine Seele. Vielmehr ein Machtspiel. Die Oberhand behalten. Jeden Satz des Gegenübers beurteilen, werten. Nur wieder einer dieser Machos im Geiste - was würden sie diesen Anwurf alle von sich weisen, mit Empörung in der Stimme. Ihre Weltläufigkeit und profunde Bildung, ihr 140er IQ verbietet schon die Idee. Intelligenz fragt und spielt, Machismo doziert.