Immer noch unpassend
Noch eine Party, die ohne mich stattfindet. Wer weiß, wie krank sich ein Hexenschuss anfühlt, kann sich vielleicht vorstellen, wie das ist, wenn der in Höhe der Schulterblätter liegt. Nein, nicht direkt eine Ischialgie - wie sollte das auch an der Stelle - vielmehr ist ein Wirbelkörper aus der Reihe getanzt und drückt höchst unerfreulich auf eine Nervenwurzel. Hoffentlich erreiche ich meinen Wunderheiler noch am Montag Morgen, andernfalls hilft nur noch Beten, Hoffen, Wärme, Ruhe und vielleicht der Nordseewind.
E. es tut mir sehr leid. Ich hab's mir wahrlich nicht ausgesucht.
Unpassend
Schmerzgeplagt auf dem Rücken zu liegen, fühlt sich besonders fies an, wenn man eigentlich zu einer Geburtstagsfeier gehen wollte. Nichtsdesto die allerherzlichsten Geburtstagswünsche, lieber Herr D.D.
Schluckauf
Mein Nervus Phrenicus geht mir heute wieder gewaltig auf den Geist. Deshalb das brüllende Gelächter einstellen, das mich falsch atmen läßt? Kein Gedanke. Unterdruck, Gegenatmen - ich habe meine Tricks in Petto.
Meine Schwester wurde von dem Biest einmal sechs Monate lang begleitet. Kein Spaß.
Preisfrage
Sitze ich friedlich am Computer und werkle vor mich hin, merk' ich plötzlich, alles, was der linke Mittelfinger jenseits des Grundgriffs zu tun hat, fühlt sich sehr merkwürdig an. Nerv eingeklemmt? Ist, als wäre es gar nicht mein Finger. Sieht aber alles normal aus, denke ich. Bis zum Händewaschen, da sehe ich, der Finger ist lateral - wer guckt da normalerweise hin? - knallig lila. Heiliger Strohsack! Bombenhämatom. Aus dem nichts. Da wird mir plümerant. Weder auf den Tisch gehauen, noch Bekanntschaft mit einer Autotür gemacht. Nixe. Nada. Und die Taubheit hört auch nicht auf. Durch meinen kleinen Kopf geistern Halbsätze - Gerinnungswerte zusammengebrochen - Sie haben ein hohes Thrombose- und Embolierisiko, höher als andere - Mit Gefäßrissen ist nicht zu spaßen ... Finger sieht inzwischen aus, als habe man ihn als Dämpfung beim Zuschlagen einer Tresortür benutzt, tut aber nicht weh. Hmpf. Freitag spätnachmittags. Nochmal Hmpf. Notaufnahme also. Komme mir bescheuert vor, sehr bescheuert, aber die Angst ist stärker.
Der Doc kann mich rasch beruhigen, ruft allerdings, im Nebenher und nur für ihn wirklich zu lesen, so ziemlich alles über spontane Hämatome ab, was die Datenbank nur hergibt. 'Kein Grund zur Sorge; sowas kann schonmal vorkommen.'
Und warum, bitte, ist derlei in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen?
Schwein gehabt
Der Prolaps ist der alte, die Nervenwurzelreizung wird davon zwar nicht angenehmer, aber immerhin berechenbar. Eine alte Bekannte, sozusagen.
Jetzt leiern wir der Krankenkasse einmal wieder eine ambulante Reha aus dem Kreuz. Wie passend.
Ich habe ein Faible für kompetente, unarrogante Mediziner, die auf einen einzigen Blick hin alle Blockaden in meiner Wirbelsäule sehen, noch bevor ich etwas gesagt habe, und innerhalb von Minuten sechs von sieben sauber lösen (Ja, richtig gelesen, 6 von 7.). Berlin beschenkt mich in Sachen Paracelsusjünger mit wunderbaren Trefferquoten. Das ist nicht ganz unwichtig, wenn man als wandelnde Skelettdeformation über den Planeten kraucht.
Schwarz & Weiß
Dieses 'kleine Magengeschwür'* hat einen Namen. Vielleicht heißt es sogar Legion, heißt GEW, heißt N., heißt A. und seit heute auch S. S., dieser expatriierte Österrreicher, der nun anderswo Unglück und Ignoranz stiftet.
Dagegen das Glück sich an Tageslicht zu gewöhnen. Die wohlig schwere Dumpfheit zu genießen, die sich schon kurz nach 23 Uhr einstellt und nach Schlaf verlangt. Dazwischen ganz wach sein. Bei sich sein.
Zwei Farben.
[ *O-Ton des Docs]
Hypochondrie?
Die letzte Nacht vor dem Fernseher verbracht, weil ich das Schlafengehen nicht wagte. Die Schmerzen unter dem Brustbein waren so gemein. Nein, keine Todesangst, kein Ausstrahlen in Extremitäten, ein stabiler Blutdruck wie Herzschlag. Dafür jede Menge körperliche Arbeit in ungewohnter Art. Und doch - so beunruhigt, daß man sich Pepa an der Seite wünschte, ein paar dumme Fragen hätte stellen dürfen... Ich hasse sowas - und daß ich nie weiß, wie ich mich dazu verhalten soll: Zum einen bin ich kein Arzt, zum anderen altere ich zum ersten Mal. Kenne mich damit nicht aus...
eruptio locubrationis, die
Arbeit, die man Nachts oder bei Kerzenlicht verrichtet, nächtliche Studien. Auch [path.]: Unbezwingbares Bedürfnis weit nach Mitternacht Möbel abzubürsten, Räume durchzufegen und/oder zu wischen, Mahlzeiten zuzubereiten, Wäsche zu waschen oder zu bügeln.
Auftreten: Spontan. Ursachen: Ein Zusammenhang mit subjektiv empfundener Unzufriedenheit mit dem Verlauf der vorhergehenden Tagstunden kann nicht ausgeschlossen werden, ist aber nicht zwingend. Behandlung: Keine. Probanden nicht stören oder irritieren, anderfalls ist mit Wutanfällen oder dem Versuch zu rechnen, den Unbeteiligten ins Krankheitsgeschehen mit einzubeziehen. Bleibt der Probant unbehelligt, klingt der Anfall innerhalb weniger Stunden wieder ab und schädigt den Erkrankten nicht.