Über das Leben mit Wesen
Mit Tieren zu leben bedeutet eine Entscheidung. Lässig mal so eben ein paar Tage wegzufahren fällt damit aus. Es steht immer wieder organisatorischer Brassel an, denn eines sollte dir klar sein: Wenn du dieses Tier aufnimmst, wirst du - was du bist, was du tust und wo und wie du lebst - seine einzige Welt. Das ist kein Spiel. Du beschränkst ein lebendes Geschöpf auf einen Kreis, welcher unmittelbar mit dir zu tun hat. Selbst wenn das Geschöpf diesen Kreis willig akzeptiert - unsere kriegten den blanken Horror, sobald man ihnen ein 'Draußen' anbot, versucht haben wir das oft - machst du dich verantwortlich.
Ein lebendes Wesen. Und die Welt schaffst du. Ob du willst oder nicht. Und wir reden von Zeiträumen. Eine gesunde Katze hast du, so sie ein williges Wohnungswesen sein möchte, über den Daumen gepeilt 20 Jahre an der Haut. Eine Sache, über die du nachdenken solltest, bevor du dem Ach-wie-süß-Impuls willenlos nachgibst.
Wenn man diese Verantwortung annimmt, passieren wilde Dinge. Vor vier Wochen noch saß ich an einem tobenden Hauptbahnhofsgleis, versaute mir die Klamotten, auf dem dreckigen Bahnsteig kniend, weil mein Tier aus dem Transportcage nach mir schrie. Fing mir empörte Blicke ein, weil ich meine Gina in all dem Chaos aus dem Mistding holte und auf den Arm nahm. Ich wußte, das geht, das hilft ihr. Und nichts anderes ist wichtig, jetzt gerade. Denn dieses Tieres einzige Welt bin ich. Der Meine war erschrocken, vermutete ein hohes Risiko, nur kenne ich Gina sehr lange und wußte ganz genau - das sieht falsch aus, ist aber absolut richtig. Überflüssig zu erwähnen - sie beruhigte sich auf meinem Arm sofort.
So macht es mich nun glücklich, daß ich in der neuen Wohnung, gerade schreibend, dieses Bild sehe: