nocturnal rant VIII
Diese Diskussion ist nicht meine. Vom Thema her, ja. Aber was ich gerade höre, theoretisiert sich einen Wolf. Berichten, rechten, auf intellektuelle Art auf die Planche gehen. En Garde. Répose. Nein, es langweilt mich nicht. Es macht mich wütend. Ich höre die persönlichen Bezüge hinter den sorgsam vorgetragenen Argumenten. Und ich soll sie nicht hören. Sie tun so, als hätte das, was sie da sagen, mit ihnen selbst nicht das Geringste zu tun. Kein Problem damit, vom Persönlichen auf das Übergreifende zu kommen, im Gegenteil - das unterscheidet eine ergiebige Diskussion von einer Befindlichkeitorgie. Aber dieses hide-but-don't-seek-me - das nervt! Immer schön in der Deckung bleiben. Und wenn dann mal einer nachhakt, sich direkt dahin zurückziehen, daß man ja gerade eben nicht von sich persönlich spricht. Wofür schämen die sich alle bereits präventiv? Oder vertraut hier einfach niemand irgendwem und bleibt sorgsam hinter den Mauern, ebenso sorgsam darum bemüht gut auszusehen und zumindest den Eindruck zu machen, hier würde wirklich etwas ausgetauscht, nicht nur Standpunkte gegeneinander gesetzt? Ich weiß es nicht.
Schweife gedanklich ab. Ich denke an die lauten Auseinandersetzungen der letzten Zeit. Ich denke an die Verzweiflung, die dich schlagen macht. Nicht aus Hass sondern aus Hilflosigkeit. Ich denke an den Langmut und den Mut, den es braucht wieder zueinander zu kommen, obwohl man einander diese häßlichen Gesichter zeigte. Ich denke an die Liebe, die sogar damit fertig wird. Mit der Überschreitung der letzten Grenzen. Ich denke an die Kraft, die auch dem hundertsten Versuch noch Schub gibt. Ich denke an die vielen Fehler und Gemeinheiten. Die einen stark machen können. Wenn man dazu steht. Auch nach außen.
Ich bin froh, daß ich keine Lichtgestalt bin. Ich bin froh, daß ich es wage das Arschloch zu sein, das ich zeitweise bin. Ganz ohne Arroganz. Einfach nach Maßgabe dessen, was ich nicht sein wollte. Die, die sich nicht verschanzen, finde ich mitten unter euch. Und ihr findet mich. Blind, taub, im Nebel, auf zweitausend Meter. Sonar.
Solange das geht, macht doch meinetwegen so weiter.