Acht Wochen, auf den Tag
Gestern fragt ein Kölner Freund nach der Stadt. Und ich muß ihm sagen, daß ich gerade eine Ahnung habe, mehr nicht. Vertraut inzwischen: die Wohnung. Kaum mehr. Selbst das nahe Umfeld - Supermarkt, Post, Bank etc. - macht mich noch fremdeln. Viel Arbeit einfach. Lebensraum auf 136 Quadratmetern fühlt sich dennoch soviel freundlicher an als die dunklen niedrigen Räume im rheinischen Domizil. Viel Wärme und lose Fäden der werdenden Freunde hier. Ein wachsendes Gefühl vom Aufgehobensein in der noch fremden Stadt. Selbst Kälte und frühe Dunkelheit machen hier ein anderes Gefühl. Nicht länger das Vergraben und der Wunsch zum Winterschlaf fähig zu sein. Vielmehr ein fröhliches Teekochen-Lichteranzünden-Wärmeinselnbauen. Nächtliche erste Schneeflocken an der Schulter des Lieblingmenschen auf einem unserer Badelakenbalkone. Und ich zerre an der Leine meiner Aufgaben und Verpflichtungen wie ein junger Hund. Ich bin so neugierig auf euch, ihr Berliner, und auf eure Stadt. Nichtmal die Freundin kann mich erschrecken, die mir in aller Gemütsruhe sagt, man brauche hier bis Ende Februar keine Tiefkühltruhe, wenn man über einen Balkon verfüge. Daraufhin habe ich immerhin den jungen Rosmarin ins Warme geholt. Sehr amerikanisch heute, alles. I really feel great.