BEYOND the void
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nocturnal rant XVI

anno domini 2007, berlin, germany, europe, earth Das H******t hat die unglaubliche Traute den Großraum Berlin von beiden Netzen zu nehmen (Telefonie & Internet); die leidgeprüfte Call-Center-Besatzung hat die undankbare Aufgabe den Kunden etwas von 'Wartungsarbeiten' zu erzählen, und wir sind der Arsch vom Dienst, weil wir die verbindlich zugesagten Wartungsarbeiten an einer Kundenapplikation - bewußt in die Nacht gelegt, damit alles in der Früh 'up an' running' ist - nicht leisten können. Ich koche vor Wut. Und amüsiere mich gleichsam über den Webworker von gegenüber, der vor seinem leuchtenden Computerschirm, das Telefon am Ohr, Schleifen ins Parkett tritt. Brothers in trouble ...

Wehe dem, der heute Nacht einen Notarzt braucht, bei selbigem Unternehmen seine Telefonleitung hat und kein Handy besitzt - oder es einfach gerade nicht finden kann.

Diese Chuzpe empört mich. Menschen, die für eine Dienstleistung hart erwirtschaftetes Geld ausgeben ... und dann informiert man einfach mal niemanden, der blöde Kunde muß halt sehen, wie er klar kommt. Selber doof. Daß die Leitung dann doch nach drei und nicht erst nach sechs Stunden wieder da ist, spielt hier eine untergeordnete Rolle. Der Punkt ist, wie hier mit dem Kunden umgegangen wird. Armes Deutschland.

In solchen Nächten neige ich dazu an diesem Land zu verzweifeln. Ein Land ohne Arbeitsethik, eine Bevölkerung, die von ihrer Regierung unter Generalverdacht gestellt wird, eine Regierung, die die weltweit klügste Verfassung, das weltweit beste Grundgesetz von innen aushöhlt, ein gottverdammter Termitenhaufen; der Bürger immer ausgelieferter. Den Dienstleistern, die nicht dienstleisten, dem Fiskus, der auf Raubritter macht, der Gesetzgebung, die jede Bodenhaftung verloren hat ... Und die Karlsruher als letzte Bastion, und niemand, der den Heuschrecken etwas entgegegensetzt. Eine Jugend, der man die Perspektive genommen hat, und die ergo den Arsch nicht mehr hochkriegt, eine Rentnerschar, die sich zu Recht fragt wofür sie ein ganzes Arbeitsleben lang eingezahlt hat, die Selbständigen, die man mit der 'unternehmerischen Verantwortung' völlig alleine läßt - aber Kohle von ihnen nehmen, das geht schon. Ein durchgeknallter Paranoiker, der hier Sachen anleiert, die noch vor fünfzehn Jahren einen Sturm entfesselt hätten ... hier rührt sich fast nichts mehr. Die Leute kämpfen - ein jeder an seiner Front - um das Überleben, um ihre Würde. Da bleibt kein Raum mehr für den Blick zu Seite, für die Kraft der Solidarität. Die Wenigen, die sich den Hinweis auf diese Dinge noch leisten können, können das nur, weil sie nicht um die eigene blanke Existenz kämpfen müssen, und sind entsprechend glaubwürdig. Ex Kathedra läßt sich fein dozieren.

Was soll man da tun - als einer von denen, die sich noch über 'Arsch in der Hose' definieren? Was tut man als mündiger Bürger mit einer Republik, die schleichend aufhört eine zu sein? Was tut man als kreative Kämpfernatur gegen ein Umfeld, das immer weiter in eine Art katatonische Starre verfällt, aus reiner Hilflosigkeit? Was kann man tun gegen die um sich greifende Angst und den von den Göttern sicher nicht gewollten vorauseilenden Gehorsam, der selbst ein Unternehmen, das mit 'print on demand' auf T-Shirts sein Geld verdient, dazu bringt ein potentiell mißliebiges Motiv nicht zu drucken?

Ich behaupte: Das Katatonische ist gewollt. Wer nur so eben irgenwie zurechtkommt, hat kaum noch Kraft und Ideen für anderes. Ich schaue mir die Schere an zwischen Ackermann und Co. und dem ganzen Rest, den kleinen netten Menschen, die bei Jauch auf dem Stuhl sitzen, dort hocken mit der fühlbaren Hoffnung auf das große Wunder. Mit dem Wunsch auf das Entkommen aus all den häßichen Kalamitäten, mit einem Schlag.

Es ist Zeit für eine Revolution.

nocturnal rants  2007 · 03:13  # ·  x  | 970 x gelesen pixel