African nights
Die Zikaden übten wer-brüllt-lauter als gelte es einen Preis zu gewinnen, an der Decke kreiste träge der Ventilator und raubte mir den letzten Nerv mit seinem defekten Kugellager. Klack -- klack -- klack -- klack. Okay, dann eben nicht. Gehen wir raus in den Hof. Ich schnappte mir Zigaretten und Feuerzeug und schlich leise aus dem Zimmer. Um die andern nicht zu wecken, machte ich im Innenhof kein Licht, zog die Tür leise hinter mir zu und setzte tastend den ersten Schritt auf die Fußmatte.
Oha. Etwas Warmes an der Flanke des nackten linken Fußes spüren, und dann genug Geistesgegenwart haben dem Reflex nicht nachzugeben, das kann sehr wichtig werden in Afrika. Kaum wagte ich zu atmen, schob Arm und Hand Millimeter für Millimeter in Richtung des Lichtschalters, bedacht, mich so wenig wie möglich zu bewegen. Klick. Was ich sah, war kaum angetan mich zu beruhigen: Eine kleine grüne Mamba schmiegte sich an meinen Fuß und blickte, durch das Licht aufmerksam geworden, aus kleinen grün-schwarzen Knopfaugen zu mir auf.
Solange sie jung sind sehen sich die völlig ungefährliche Smaragdschlange und die absolut tödliche grüne Mamba zum Verwechseln ähnlich; man unterscheidet sie unter anderem an der Form der Pupillen. Die Smaragdschlange hat katzenähnliche Pupillen, die der Mamba sind eher rund. Ein Antiserum zum Gift der Mambas - gleich ob grün oder schwarz - gibt es bisher nicht.
Hier gab es kein Vertun - das war eine Mamba. Ich weiß nicht wie lange ich auf dieser blöden Matte stand wie eingefroren, den Herzschlag überlaut in den Ohren, meinen Leichtsinn verfluchend. Verdammt. Ohne Schuhe und ohne Licht. Wie konnte man so blöd sein?!
Eine Ewigkeit später entschied das Tier schließlich, es sei ihm hier endgültig zu hell, und glitt lautlos davon. Die Spannung in meinem Körper löste sich anfallartig. Klappernd schlugen die Zähne aufeinander; ich zitterte von Kopf bis Fuß wie im Schüttelfrost.
O. wunderte sich am nächsten Morgen über mein nächtliches Bedürfnis nach einem doppelten Whisky - Flasche und Glas hatte ich auf dem Tisch stehen lassen. Ich habe es ihm nie erklärt.