Miederwaren, extended.
Ein wunderbar sonniger Tag, wenig Arbeit auf dem Tisch, und außerdem hat die Freundin Geburtstag und ich will noch Blumen für sie holen. Bei der Gelegenheit kann ich mich auch darum kümmern, einen weißen BH zu erwerben - schwarz sieht unter weißen Blusen scheiße aus. Also aufs Fahrrad und ab in die Einkaufsstraße.
Nach der zunehmend entnervten Anprobe von ca. 16 Oberweitenstützern habe ich einen gefunden, der okay ist und kann die Tortur endlich abbrechen. In diesem Laden habe ich mich doch sehr nach einer bestimmten Person gesehnt, deren Namen ich nicht kenne, die ich aber nie vergessen werde: Damals betrat ich ein Miederwarengeschäft der oberen Kategorie, weil ich nie einen BH getragen hatte, nun aber einen brauchte und keine Erfahrung hatte, nichtmal hinsichtlich der Größe. Eine Dame um die Fünfzig vermaß mich eingehend, fragte mich nach meinen Wünschen und griff dann hierhin, dorthin, dahin. Zack, hatte ich sechs von den Dingern auf fragilen Bügelchen in der Hand und wurde in die Kabine geschickt.
Verwünscht! Nach zehn Minuten Kampf mit unbotmäßigen Trägern und widerstrebendem Verschluß hatte ich einen an, aber irgendwie saß das Ding hinten und vorne nicht. Da höre ich "Und? Passt's?" und ratsch wird der Vorhang aufgerissen. "Lassen se mich 'mal, junge Frau." Fingerfertig stellt sie die Träger richtig ein und eh' ich mich verseh' greift sie mir beherzt in die BH-Körbchen, resolut zurechtrückend. Mir bleibt die Luft weg, so konsterniert bin ich. "Perfekt," sagt sie, und ratsch geht der Vorhang wieder zu, noch bevor ich meine Sprache wiederfinde.
Als ich mich von der Verblüffung erholt hatte, mußte ich doch sehr lachen. Diese Dame hätte ich heute gern dabei gehabt.