Parabel
Jemand macht Anstalten meinen kostbaren Rare in den Kaffee zu kippen. Ich fahre zusammen, falle ihm noch gerade rechtzeitig in den Arm, und bin vielleicht ein wenig traurig über die gedankenlose Unkenntnis auf der anderen Seite, vielleicht auch über den Hauch von Rücksichtslosigkeit, die der selbstverständliche Griff nach Wertvollem in sich trägt.
Diese Empfindung ist es, die ich von der Insel mitgebracht habe - Millionen Dinge von Wert - ein schöner Ausblick, geschichtsträchtige Bauten von eigener Schönheit, winzige verwunschene Buchten, wildgewordenes Klima, dem Meer vollkommen untertan.
Und was machen die Malteser? Ausblicke werden von unpassenden Hotelbauten erwürgt, Bausubstanz verfällt bis zu dem Punkt, an dem jeder Blick auf sie Schmerzen verursacht, Buchten werden rücksichtslos kommerzialisiert bis zur Überbewirtschaftung, dabei rosten Stege vor sich hin. Die unterdimensionierte Müllverbrennungsanlage bläst ungefiltert Micropartikel und Gestank über die Insel, die Maccia ist voll von wilden Müllkippen bis hin zu Öl- und Chemiefässern. Katalisatoren und bleifreies Benzin kennt man nur dem Namen nach, Gehsteige sind so schmal, daß vom Flanieren keine Rede sein kann.
Selbst Kulturgüter wie museale Sammlungen werden nicht gepflegt, vielmehr so eben nicht dem totalen Verfall preisgegeben. Der Reisende wird wie Melkvieh behandelt und fühlt sich dementsprechend, sprichwörtlich jeder versucht seinen Schnitt zu machen, nahezu unbehindert von Skrupeln oder gar Nachdenken.
Ich fühle mich ziemlich traurig und möchte diesen Ort - so wie er heute ist - nicht wiedersehen.