Kontraste - eine vergleichende Betrachtung...
ohne Anspruch auf Vollständigkeit, versteht sich.
Wir haben uns - oder man hat uns, je nach Blickwinkel - die Wiedervereinigung ans Bein gebunden. Das verursacht, neben dem Schließen alter Wunden und noch älterer Sehnsüchte, Kosten, Schwierigkeiten, wirtschaftliche Schieflagen. Die Politik als solche ist genau wie 'das Volk' mit derartigen Problemen erstmalig konfrontiert. Und baut Mist. Nicht wenig davon. Wie aber sollte das anders sein? - So viele Interessen sind zu berücksichtigen, und es ist verdammt nicht leicht mit einem Arsch auf sechs bis acht Hochzeiten zu tanzen. 'Welchem Herrn ist da zuerst zu dienen' ist einerseits eine unvermeidliche Crux, andererseits ein Proporzproblem und eine häßliche Gewichtungsfrage. Und wenn die Beteiligten evtl. korrumpierbar sind, verbessert das die Lage eher nicht... Ich persönlich bin mit der derzeitigen Politik nicht einverstanden, weil sie meiner Ansicht nach die Lasten verdammt ungerecht verteilt. Nicht deshalb, weil eine Besitzstandswahrung nicht länger möglich scheint.
Unser letzter Steuerbescheid war dergestalt, daß unser Steuerberater um Stundung seiner Rechnungen gebeten wurde, damit dem Fiskus zuerst genüge getan werden konnte. Unser Laden verdient nominell - nein, ich rede nicht vom Umsatz - doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Und wir merken es nicht. Null. Nada. Ich kann nicht sagen, daß das glücklich macht. Und doch: Wir zahlen die Steuern ohne Klage. Es gibt Notwendigkeiten, an denen man angesichts der Lasten, die es uns allen auflegt wieder EIN Deutschland zu sein, unmöglich vorbeikommen konnte. Ich lebe in diesem Land. Ich wollte die Konföderation. Ich wollte einen langsamen Prozess, mit einer Chance auf organische Entwicklung. Die Mehrheit hat anders entschieden. Ich wünschte durchaus einen Prozess, der die Wiedervereinigung zum Ziele habe, nur langsamer, später. Nun denn - die andern hatten es eiliger. Das passiert in einer Demokratie. Minderheitenschutz ist immer schwierig in dieser Staatsform, es liegt in der Natur der Sache.
Schaut man sich aber die Situation(en) jenseits 'Kerneuropas' an, möge mir jemand sagen, daß er offenen freudigen Herzens nach Rumänien, in den Kaukasus, in die Türkei (Liste nahezu beliebig fortzusetzen) umsiedeln würde...
59 Jahre ist es nun her, daß man sich hier von Verfolgung und Zerstörung zu erholen beginnen konnte. Vom Mitläufertum und den Giften in den Köpfen (der ersten Schwaden muß man sich nun schon wieder erwehren) Abstand zu nehmen, beginnen konnte. Von einer Wirtschaft, deren Existenz nur zu ahnen war.
Hier muß niemand verhungern, niemand erfriert, niemand wird verfolgt. Da könnte mehr passieren. Gerechter. Aber: So wenig an Errungenschaften ist das nicht... Hier wird auf verdammt hohem Niveau gejammert. Die Menschen haben ein kurzes Gedächnis...