Noch ein Versuch
Stress. Viel zu tun. Kettenrauchersyndrom. Nun steht hier ein ganz kleiner Ascher (volle selbige kann ich nicht ausstehen), ich muß aufstehen um an meinen Tabak zu kommen, und ich kann den Bildschirm von dort aus nicht sehen. Was soll ich sagen - es hilft.
Nachtradio
Heute ist Freitag, der 16.Januar. 'Schlimm genug', denkt es mich spontan und ich muß lachen. Zeit für eigene Musik. Bis um vier muß ich noch machen. - Deadlines sind des Teufels. Endloses Hin-und-Her erst recht. Ultima ratio: Geht auch vorbei.
anybody out there?
QST...QST ist jemand da draußen? - QTH Oslo. QSY Kanal 8, bitte. Nächtelang am Funkgerät, jeder Frequenz nachlauschend, die auch nur ein wenig anders klang als weisses Rauschen. War da jemand? Diese Spannung dabei: Wen würde man da draußen finden? Dann endlich eine Verbindung, eine fremde Stimme, verzerrt, quäkig, knarzig, aber verständlich. Und die Gedanken dabei: Von wo der wohl funkt? - Wie gut, daß wir wenigstens beide Englisch sprechen und die Frequenz stabil ist.
Ein Gefühl wie beim SETI-Projekt. Ein willenloser Ruf nach draußen, mit Glück eine Antwort von irgendwoher. Mit noch mehr Glück eine Möglichkeit für ein längeres Gespräch. Und nach Tagen oder Wochen dann die QSL per Postkarte. Die sammelte man und war stolz auf jede einzelne. Auch die eigenen waren liebevoll gestaltet, gaben einem da draußen eine Art Gesicht. Und es war Ehrensache, daß man auch immer eine verschickte, wenn ein Kontakt stabil genug gewesen war, um Postadressen auszutauschen. Stress unter den Funkern war die Ausnahme. Kommunikation als Selbstzweck. Hauptsache jemanden erreichen. Wir liebten diesen Wahnsinn. Niemand gab sich groß mit Regeln ab, nur so weit wie unvermeidlich. Wir fühlten uns als Pioniere. Als Freaks. An einem besonderen Tag fing man als einziger einen Seenotruf auf, und schaffte es diesen der richtigen hilfreichen Stelle weiterzuleiten. War man jetzt Lebensretter? - Man erfuhr es nicht. Das war nicht wichtig. Und Aufgabe der Küstenwache.
QST= an alle
QTH= (eigener) Standort
QSY=Kanal-/Frequenzwechsel
QSL=Empfangsbestätigung
Avatare: Die letzte Tat
Eva, bitte verzeih. Ich hatte den Kopf so voll, daß mir heute erst siedendheiß einfiel, daß Du in der Galerie noch fehlst. Sorry. Für meine anderen Leser: Ich wäre nie darauf verfallen, daß die witzige und alberne Idee die Avatare einzusammeln auf derartige Resonanz stoßen würde... [4134 Zugriffe ab Onlinestellung. Und ich weiß noch immer nicht, ob ich begeistert oder beleidigt sein soll.] Jedenfalls, denke ich, habe wir unsere Benjamine gefunden: Eva, hübsche dreizehn Jahre alt und ein lesenswertes Blog schreibend. Kathleen proudly presents: Eva.
Witziger Anblick
Auf dem Platz vor meinem Fenster steht eine Tischtennisplatte. Dort versuchen zwei miteinander ein paar Sätze zu machen. Es ist sehr windig.
Knapp vorbei ist auch daneben
Ein wunderbarer kleiner Flirt, beginnend über einem schönen Pullover, mit einem attraktiven Mann an der Kasse einer bekannten Kette. Viel Zeit - die Schlange ist sehr lang. Man gefällt sich - offensichtlich. Die Informationen zwischen den Zeilen werden laut. Für ihn und mich. Für niemanden sonst. Chiffren und Lächeln; ein Kleinod an Kommunikation, der Code mit zwei harmlosen Zeilen schon Konsens. Gern hätte ich mit diesem Menschen einen Kaffee getrunken. Weiblicher Ansatz: Ich warte auf diesen Vorschlag, statt ihn selbst zu machen. Und er ist aufgeschlossen aber vorsichtig. Verpasste Chancen. Anyway - vergessen werde ich ihn wohl nie mehr. Und beiße mir Monogramme über meine verfluchte Zurückhaltung.
Unerwartet
Ein bunter Laden. Produkte aus Schwellenländern und Dritte-Welt-Ländern. Beim Eintreten und ersten Umschauen Irritation, fast Nervosität. Es dauert eine Weile bis das Gefühl näher zu erfassen, zu erkennen ist. Es ist Beschämung. Nicht darüber, daß es uns hier, gemessen an denen, die diese Dinge gemacht haben, verdammt gut geht. Vielmehr ist es der Einfallsreichtum, diese wild wuchernde Kreativität, die mich erröten läßt. Die großen stabilen Schalen aus Telefondraht sind wunderbare Kunstwerke, jede ein Unikat, eine schöner als die andere. Man stellt sich unwillkürlich die Hände vor, die an diesem eigentlich profanen Gegenstand gearbeitet haben, eine Schönheit, die im Kopf anfängt. Die perfekt funktionierende Petroleumlampe, gebaut aus Aludosen, ein wenig Draht und einer Glühlampe, wirken fragil, fast rührend in ihrem fühlbaren Perfektionismus. Man müßte viel mehr mit den Händen arbeiten, unmittelbar; da kommen ganz andere Denkwelten zum Vorschein...
Intellektuell
Schlaflosigkeit, innere Raserei. Und als Mensch mit humanistischer Bildung tatsächlich auf die Idee verfallen die emotionale Katastrophe verschiedenen Schulen folgend jeweils zu deklinieren. Kränkung des Ich, Angriff auf das Es, Über-ich hat - nanu? - keine Meinung. Das Unbehagen des Menschen in der Kultur; kommt erst das Fressen und dann die Moral? Ist der Kant'sche Imperativ hier von Nutzen? Oder vielleicht ein wenig Lao Tse? Das alles erhellt diesen oder jenen Aspekt; und hilft gar nicht. Ich fühle mich nicht gut. Ich fühle mich kaum.