Sommernacht / Sommermorgen
Wie schön die Welt sein kann, zu diesen Zeiten, in denen der Großteil der lärmigen, Emissionen absonderndern Menschheit den Schlaf der Unklugen oder Eifersüchtigen schläft. Das Licht schleicht sich langsam über die Dachfirste, die Singvögel toben sich in dem allmorgendlichen Wettbewerb aus. Die Stadt schläft. Ab und an kommt ein Taxi vorbei, auf Meilen zu hören, weil die alten Dieselmotoren einfach immer nageln.
Der Sommer, der deutlich zu spät, dafür überfallartig über die Stadt hereingebrochen ist, holt kurz Luft. Ganz kurz.. Vier Uhr in der Früh. Innentemperatur 25 Grad Celsius, außen 18. Im Zimmer steht die Luft, die in der Balz verrückt gewordene Taube raubt einem den letzen Nerv mit ihrem stereotypen 'Rukuu. Rukurruku. Rukuu.' Der Eichelhäher, Warner vom Dienst, liegt schon jetzt im täglichen Streit mit den beiden Katzen von gegenüber, die ein Trapezbrett nach draußen haben. Sein Rääätsch-rääätsch-räätsch trägt kilometerweit.
In der Stadtluft liegt ein grüner Duft. Um 10 Uhr schon wird er dem Geruch nach Staub und Benzin gewichen sein.
Schön
... wenn du jemanden von hinten umarmen kannst und er das vertrauensvoll zulässt - keine Verspannung im Körper - weil er die ehrlich gefühlte Nähe spürt, bevor er weiß wer du bist.
Aufatmen
18:20h und es ist noch hell. Ein Segen für die gemarterte Winterseele.
vertraut
Mit der Zeit wird die Empfindung immer lauter, daß ich ihn kenne. Jenseits der Zusammenhänge in denen er mich fand, vor zwei Jahren. Ich frage nicht. Bisher. Sehen, wohin das geht. Irgendwann.
Kastanienallee, nachmittags
Er ist groß. Über 1,90, leidlich verwahrlost und sehr betrunken. Gestikulierend und sehr laut über Dinge redend, tritt er schwankende Kreise ins Trottoir, die für seine Körpermaße viel zu klein sind. Mit schnellen kleinen Schritten, den Blick ins Nichts gerichtet, gehe ich an ihm vorbei. Mir ist nicht nach Kontakt. Überhaupt nicht. Plötzlich habe ich sein Gesicht direkt vor Augen: "Sie sind unerkannt." flüstert er, und steht schon wieder aufrecht und fern von mir, ohne daß ich auch nur den Schritt verhalten mußte. Ohne den Kopf zu drehen, weitergehend, bricht laut und kühl der kleine Satz aus mir heraus Ich hoffe es! Sein dröhnendes Gelächter begleitet mich noch lange.
Dialoge im Hause K.
Was könnte man denn jetzt trinken ohne sich abzuschießen? - Weniger.
[file under: trockene Antworten.]
Ein Blick, in dem man nicht verloren gehen kann. Bist du sicher, daß dein Blick mich meint? Eine von vielen Fragen, die mir durch den Kopf gehen in dieser Koboldnacht. Stellen werde ich von all den Fragen nur eine. Später, viel später. Werde irgendwann sagen Das kannst du nicht wissen. auf etwas, das keine Frage war. Fäden, Fäden. Manchmal ist es nur eine einzige Nacht, die dir die Souveränität zurückgibt.