Keilfabrikation
Befremdlich. Jemand, der dir einmal sehr nahe war, ruft dich an, sagt eine Verabredung ab, fragt nach deinem Wohl und Wehe der letzten Zeit. Und gleich, was du erwiderst und wovon du erzählst, auf jede Einlassung folgt unweigerlich ein 'Also, ich...' oder ein 'Bei mir ist das so und so...'. Keine Rückfragen, kein Nachhaken. Es tut nicht Not, Keile zwischen uns zu treiben. Mindestens einer von uns ist ein verdammt guter Fabrikant für diese Dinger. Zwischen den Zeilen und neben den Gefühlen.
Brot und Spiele
Der Normalbürger hat vier Tage frei. Zeit. Zeit für sich. Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Spielen. Zeit zum sich-finden.
Und sämtliche Sender überschlagen sich im Senden von tollen und nicht so tollen Spielfilmen, Blockbuster allemal, in hoher Dichte. Beinahe als gelte es das Volk vom Fühlen und auf jeden Fall von der Besinnung, vom Nachdenken abzuhalten. Haltet sie ruhig und stumpf. Und still. Dann gibt's keinen Ärger mit dem Stimmvieh. Im Alltagstrott kommen sie nicht zum Nachdenken. Vier freie Tage sind riskant. Schmeißt sie mit Bonbons zu. Das Millionenspiel von Menge fällt mir ein. Das Opium fürs Volk ist längst nicht mehr die Religion. Vom Opium an sich aber hat man durchaus nicht abgesehen.
Perversion
Wer 14-jährige Kinder als Lebendbomben in die Gegend schickt, kann doch nicht ernsthaft glauben, daß dies seinem ewigen Leben zuträglich sei!
Der Prophet würde kotzen und Allah sich mit Schaudern wenden, verlasst euch drauf!
Man, ist mir schlecht.
Grey
Diese verdammte Müdigkeit. Tief innen. Nein, mit meinem Leben ist alles okay. Was außenrum passiert, macht gerade aber reichlich fertig. Und läßt nicht kalt. Und damit wieder die alte Sehnsucht nach weg-nur-weg. Fluchtpunkte, Sehnsüchte. Meine Insel, die Kleinseite, Santorin, Afrika, mein Afrika. Mein ganz privates Pfund an Illusionen. Ich suche mir nunmehr das Einzige, was hilft: Die warme Haut von meinem Menschen. Atemholen. Für kurze Zeit.
Doch noch Worte
"Ihr Mörder! Wir saßen ALLE in diesem Zug." rufen sie in Madrid. Das trifft es. Mich friert.
Befindlichkeitsblogger
Diese verdammte Traurigkeit sickert in meine Seele und hindert mich am Schlafen. Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit. Die Ablenkung funktioniert nicht.
Der Lieblingskollege
setzt an mir mitten in der Nacht Details über den Standardhasskunden zu erzählen; über das Leiden an diesem Auftrag.
Lass' mal gut sein,
sage ich, Zahnschmerzen hab' ich schon.
Das brüllende Gelächter tut gut.
Manchmal sehnt man sich wider besseres Wissen nach einem 0815-Leben...