nocturnal rant XII
I'm so damned fucking fed up with 'wishful thinking'! This is the only life I'll ever have. I do no longer have time to fool around. I'm desperately in need of a pause, a holiday, a timeout. And actually don't see no chance to have either of whatsoever. Could everybody, please, be more carefull with the lifetime and energy of others, not only of the energy and lifetime of whatever kind of significant other?
nocturnal rant XI
Wenn ich das Wort Mehrwert in diesem Zusammenhang noch einmal höre, beiße ich eine Kante in den Tisch - obwohl der seit Berlin nicht mehr aus Holz sondern aus Glas ist!
Leben, folks, ist kein Begriff aus einer - wie auch immer gearteten - Marktwir(d)tschaft. Will meinen: Ich schließe mich Ix vollumfänglich an. Wer Lesungen blöd findet, möge doch schlichterdings zu Hause bleiben. Das ersparte allen eine Menge intelligenzbefreites Geschwafel, von virtuellen Schw*nzen auf virtuellen Tischen ganz abgesehen.
nocturnal rant X
Tiefpunkt
Schon als es galt mich einzuschulen, gab es Probleme. Es war klar, daß einige Operationen anstanden. Es war klar, daß sich ein anderes lange bestehendes Gesundheitsproblem noch nicht ausgewachsen hatte. Meine Eltern fragten mich. Und ich entschied, daß ich zur Schule gehen wollte. In jenem Jahr, nicht im nächsten. Mein komischer kleiner Körper holte mich ein. Ausschulung nach einem halben Jahr, Operationen, Rekonvaleszens, bla, bla, bla. Als ich wieder eingeschult wurde, konnte ich schreiben und lesen und langweilte mich fast zu Tode. Sich von OPs zu erholen ist grauenvoll öde, da macht man so einiges, Hauptsache es fordert und man kann aufhören die Zimmerdecke oder das Sofakissen anzumeditieren. Nach Ende der Grundschulzeit Gymnasium, dann Uni. Alles erfolgreich abgeschlossen. Trotzdem keinen Job gefunden. Weitergelernt. Unterm Strich heute 4 Berufe mit Diplom/Abschluß/Auszeichnung etc. Ein, zwei befristete Festanstellungen, Zeitarbeit etc. Kein Wort so oft gehört wie 'überqualifiziert.' Jetzt leben vom fünften Beruf, dessen Basis autodidaktisch erworben im Laufe von zwei Jahren. Das ganze Leben den Kopf gefüttert, sich weiter(aus)gebildet. Altersicherung? Mangels finanzieller Masse - über all die Jahre! - minimal. Rente? - Hohngelächter. Die Existenzangst so normal wie der Pulsschlag und das Atmen.Inzwischen der eigenen Endlichkeit überbewußt. Und das Hamsterrad wird nicht aufhören. Ein Leben im Kampf. Neid auf die Berufssöhne und -töchter. Auf die Erbmillionäre. Auf die Leute, die sich mit wenig Talenten in einer Lücke einnisten konnten und mit wenig Arbeit irre viel verdienen. Die Idee mit der Million-Dollar-Page hatte ich vor 4 Jahren. Und fand sie albern, unrealistisch. Tja. Nicht, daß ich diese Welt nicht mehr verstehe - ich bin mir vielmehr nicht sicher, ob ich sie je verstanden habe.
Wie soll man da noch Glück fühlen können? Manchmal weiß ich es nicht mehr.
[Nachgedanke: Natürlich gibt es immer Menschen, denen es viel mieser geht, keine Frage - und ich rede jetzt nicht von krankheitsbedingten Schicksalsschlägen. Das fällt unter höhere Gewalt. Ich frage mich vielmehr: Wie kann es angehen, daß man sich sein ganzes bisheriges Leben in jeder Beziehung den Tuches aufreißt und trotzdem ... kommt es irgendwie nicht in Fluß. Schlechter Stern? Zu weich? Zu eigen? - Ach, fragt mich nicht ...]
nocturnal rant VIIII
ES KOTZT MICH GERADE AN. Nicht Berlin und nicht das Wetter. Vielmehr die - beruflich gesehen - Wiederholung des Immergleichen. Wofür reiß' ich mir hier eigentlich den Tuches auf bis zum Genick? Und immer erst die Lieferung. Und dann die ausbleibende Zahlung. Verdammte Hacke! Diese verfluchten Egozentriker! Von vier- bis fünfstelligen Außenständen kann ich immer noch nicht leben, ihr Säcke! Warum ist denn der längere Hebel nie auf meiner Seite?! Weil sich der Gesetzgeber einen Dreck um die Freiberufler schert, deswegen! Und mit welchem Recht, bitte sehr?? Es gibt 28% Festangestellte in dieser sogenannten Republik. Freischaffend: 31%. Wir sind die 'Nigger Of The Economy' Nur unser Geld, das wollen sie sehr wohl. Wie ich eingangs schon sagte: ES KOTZT MICH GERADE AN.
nocturnal rant VIII
Diese Diskussion ist nicht meine. Vom Thema her, ja. Aber was ich gerade höre, theoretisiert sich einen Wolf. Berichten, rechten, auf intellektuelle Art auf die Planche gehen. En Garde. Répose. Nein, es langweilt mich nicht. Es macht mich wütend. Ich höre die persönlichen Bezüge hinter den sorgsam vorgetragenen Argumenten. Und ich soll sie nicht hören. Sie tun so, als hätte das, was sie da sagen, mit ihnen selbst nicht das Geringste zu tun. Kein Problem damit, vom Persönlichen auf das Übergreifende zu kommen, im Gegenteil - das unterscheidet eine ergiebige Diskussion von einer Befindlichkeitorgie. Aber dieses hide-but-don't-seek-me - das nervt! Immer schön in der Deckung bleiben. Und wenn dann mal einer nachhakt, sich direkt dahin zurückziehen, daß man ja gerade eben nicht von sich persönlich spricht. Wofür schämen die sich alle bereits präventiv? Oder vertraut hier einfach niemand irgendwem und bleibt sorgsam hinter den Mauern, ebenso sorgsam darum bemüht gut auszusehen und zumindest den Eindruck zu machen, hier würde wirklich etwas ausgetauscht, nicht nur Standpunkte gegeneinander gesetzt? Ich weiß es nicht.
Schweife gedanklich ab. Ich denke an die lauten Auseinandersetzungen der letzten Zeit. Ich denke an die Verzweiflung, die dich schlagen macht. Nicht aus Hass sondern aus Hilflosigkeit. Ich denke an den Langmut und den Mut, den es braucht wieder zueinander zu kommen, obwohl man einander diese häßlichen Gesichter zeigte. Ich denke an die Liebe, die sogar damit fertig wird. Mit der Überschreitung der letzten Grenzen. Ich denke an die Kraft, die auch dem hundertsten Versuch noch Schub gibt. Ich denke an die vielen Fehler und Gemeinheiten. Die einen stark machen können. Wenn man dazu steht. Auch nach außen.
Ich bin froh, daß ich keine Lichtgestalt bin. Ich bin froh, daß ich es wage das Arschloch zu sein, das ich zeitweise bin. Ganz ohne Arroganz. Einfach nach Maßgabe dessen, was ich nicht sein wollte. Die, die sich nicht verschanzen, finde ich mitten unter euch. Und ihr findet mich. Blind, taub, im Nebel, auf zweitausend Meter. Sonar.
Solange das geht, macht doch meinetwegen so weiter.
nocturnal rant VII
Sollte ich in den nächsten Tagen nochmal erleben, daß irgendein öffentlicher Bedeutungsträger davon spricht, daß die Deutschen sich zusammenreißen sollen, daß sie ach-so-viel kreatives und weiß-der-Teufel-Potential hätten, daß man hier nach vorne schauen müsse, positiv denken etc. blabla, dann kotze ich aus dem Stand auf meine Tastatur!
Unser kleines Unternehmen kann sich gegen so gut wie nichts absichern - Stichwort: Unternehmerisches Risiko. Unser kleines Unternehmen reißt sich den Arsch auf, kann aber nichtmal gegen säumige Zahler erfolgreich klagen - es würde Jahre dauern, wo uns Gelder akut fehlen. Gelder für geleistete Arbeit, wohlgemerkt. Ganz abgesehen von der Kundenbindung, die mit einer Klage als erledigt angesehen werden darf.
Die Krankenkassen ziehen den Kleinunternehmern das Mark aus den Knochen mit völlig unrealistischen Festsetzungen - und die können das tun, weil sie stumpf vom Nettoeingang ausgehen dürfen. Eine Festsetzung, die sich einen Scheiß darum schert, daß ein Unternehmer finanziellen Spielraum haben muß um obenerwähntes unternehmerisches Risiko abzufangen. Wer hilft uns denn, die man uns massenhaft in die Selbstständigkeit gezwungen hat, mit den finanziellen Belastungen umzugehen? Niemand ist so unbarmherzig - von den erwähnten Krankenkassen einmal abgesehen - wie der Fiskus selbst, wenn er wieder einmal eine Umsatzsteuervoranmeldung vollkommen unrealistisch 'schätzt'!
Wo, zur Hölle, habt ihr sogenannten Regierungen der letzten Jahre die Kleinunternehmen und Selbstständigen irgendwo gestützt, deren kreative Kraft ihr jetzt einzufordern wagt? Das einzige, was so zuverlässig kommt wie das Amen in der Kirche, ist der Steuerbescheid, mit dem ihr euch im Minimum 46% unserer Finanzkraft abpumpt, ohne Rücksicht auf Verluste, und euch im selben Atemzug über unsere Kauf- und Investitionszurückhaltung beklagt. Und jetzt noch die Mehrwertsteuer hochziehen, auf daß wir ein Problem mehr haben unseren Kunden unsere Preisgestaltung zu erklären ... Soviel kann ich gar nicht essen, wie ich kotzen möchte!
[Morgen nehme ich mir frei und gehe stundenlang spazieren. Luft und Licht sind bislang kostenlos.]
nocturnal rant VI: 20,30,40 - aus!
M² erzählt, dass er Angst hat vor seinem 40. Geburtstag in ein paar Wochen, und ich überlege, wie es sein muss, vierzig zu sein. Ich stelle es mir unangenehm vor.(Hervorhebung von mir.)
Der Satz jagt mir den Blutdruck in die Höhe. Mein armer alternder Körper. Und so unsouverän. Okay. Dreimal tief atmen. Und dann aufräumen.
Was, zum Kuckuck, soll an 40+ schlimmer sein als an 30,35,39? Wie kann man da von Alter reden, Alter im Sinne von alt, nicht als wertfreie Bezeichnung? Da ist er wieder, der so heiß gehaßte und immer wieder aufgefundene Gedanke: Die Umwelt ist es, die definiert, wann ein Mensch alt sei. Undifferenziert, abwertend und natürlich alle über einen Kamm. Nun gut. Bleiben wir mühsam beim Inhaltlichen - Ich stelle es mir unangenehm vor.
Falsch, ganz falsch. Der Körper spielt noch gut mit, sieht - moderate körperliche Betätigung und insgesamt gute Pflege vorausgesetzt - gut aus. Überdies hat man eine Menge Erfahrung. Mit der läßt sich jetzt trefflich spielen, man hat sehr schnell - viel schneller als z.B. mit 30 - eine Idee davon, wie das jeweilige Gegenüber tickt. Situationen werden blitzschnell richtig eingeschätzt. Was wegfällt ist die Unsicherheit früherer Tage. Nicht länger ist man - mangels Masse sozusagen - diejenige die sich manipulieren lassen muß. Vielmehr hat man oft die Fäden in der Hand. Und zwar gekonnt, d.h. keiner sieht's keiner merkt's. Man kann sich Souveränität nicht mehr nur leisten, man hat sie. Der endlose Kampf ums Ernstgenommenwerden, den man mit spätestens 19 zu beginnen gezwungen wurde, ist vorbei. Jetzt muß man erst beweisen, daß man eine Tussi ist, um wie eine Tussi behandelt zu werden. Jetzt kann man sich die Männer aussuchen, in aller Ruhe, und die Neunzehnjährige da drüben an der Bar, deren Rock zu kurz ist und deren Lachen zu laut, bringt einen nicht aus der Ruhe. In dem Alter wollte man auch zuerst begehrenswert gefunden werden, ein bißchen Vögeln vielleicht, und es ging nicht in erster Linie um Sex, sondern darum sich zu beweisen. Heute geht es um Sex. Aber hallo! Und wir Vierziger wissen nicht nur, wovon wir reden, nein, wir wissen auch sehr genau was wir tun.
Das einzige, was am Lebensalter jenseits der 40 nervt, sind solche von außen an einen herangetragenen Vorstellungen wie die obige. Die naturgemäß von Leuten kommen, die noch keine Ahnung haben können, wie das wirklich ist - über 40 sein. Dagegen hilft nur eins: Nicht drüber reden. Ansehen tut man es den meisten von uns nämlich nicht.
(P.S. Männer um die 40 sollten jegliche Schüchternheit seit Jahrzehnten abgelegt haben. Irgendwelche Vorteile muss das Alter ja bieten. - Wer hat das zu beschließen? Die sogenannte Jugend, die sich allenthalben in der Rückkehr zur 50er Jahre-Spießigkeit übt? Ha!)
nocturnal rant V: It's a wonderful world
Immer wieder dieses frustrierte Erstaunen. Nach wie vor nicht allgemein in den Köpfen angekommen, daß der Glaube, Männer und Frauen lebten in derselben Welt, nur ein Glaube ist. Mehr nicht.
Unmöglich kann ein Mann erfassen, wie ein Leben in der Selbstbeschränkung aussieht. Einer Selbstbeschränkung, die schon im Mädchenalter so sehr in Fleisch und Blut übergeht, daß sie später kaum noch als solche bewußt erfahrbar wird, internalisiert bis zum Anschlag. Viele Wege in dieser Stadt werde ich niemals nach Einbruch der Dunkelheit unbegleitet gehen, wie in jeder anderen Stadt auch nicht. Unreflektiert, automatisch. Es ist nicht meine freie Wahl, in welchen Wagen der Straßenbahn ich einsteige, auf bestimmten Linien. Es ist nicht meine Wahl, welchen Sitz ich im Taxi nehme. Es ist nicht meine Wahl, daß ich mir über meinen nachlassenden Tonus und Cellulite Gedanken - nein, eher Gefühle, mache. Es ist nicht wirklich meine Wahl mit der Angabe meines Geburtsjahres zurückhaltender zu werden. Ich habe nicht entschieden in einer Welt zu leben, in der ein sexuell freizügiger Mann ein toller Kerl, eine freizügige Frau eine Schlampe ist. Jemand, der zu einem Mann, der auf dem Bahnsteig jedem im Weg steht, 'Idiot' sagt, riskiert eins aufs Maul. Eine Frau 'blöde F....' zu heißen, ist ungefährlich. Ja, natürlich geht das alles auch anders. Eine Frau kann sich im Capoeira ausbilden lassen und künftig auch nachts allein im Taxi vorne sitzen und vielleicht sogar im Park spazieren gehen. Sie kann sich ganz entspannt gehen lassen, zunehmen, häßlich sein - und ihr Sexualleben abschreiben. Sie kann in der Bar, in der sich der eklige Kerl mit billigen Anmachsprüchen an sie ranschmeißt, geistreich, giftig und laut zur Wehr setzen - und damit leben, daß die Anwesenden sie für eine Xanthippe halten. Geht alles. Klar.
Wenn mir nochmal jemand etwas von einer Welt der Gleichberechtigung erzählt, werde ich möglicherweise mit meinem kleinen Holzstab in der Faust endlich ein Jochbein beschädigen. Ganz vorsichtig.