BEYOND the void

Oase

Seit Tagen das Riesenoberbett von einer Ecke in die andere verfrachten. Bäh, Waschsalon, wie öde. Heute dann aufraffen. Buch, Musik, los. Jetzt bin ich süchtig.

Wunderbar da zu sitzen; Meditation beim Anblick rotierender Waschbarkeiten. Die Luft duftet nach frisch Gereinigtem, kein Telefon, keine fordernde Computertastatur. Ich bin aus der Welt gefallen. Niemand weiß wo ich bin. Am Schönsten dieses: Anderthalb Stunden Ruhe und Frieden in dem Gefühl, daß dieses dolce vita einen berechtigten Grund hat. Schließlich will ich ja mein schönes Bett nicht jemand anderem überlassen, ergo muß ich hier artig sitzenbleiben. Der Welt mehr Waschsalons!

real life  2004 · 20:24  # ·  x  | 359 x gelesen pixel
 
 

 

Teilnehmende Beobachtung II

Die Übersetzungen/Übertragungen englischsprachiger Songs aus den (approx.) 60er Jahren waren so unterirdisch, eigentlich hätten sie unten wieder aus dem Planeten fallen müssen.

Ein Beispiel:

Frieden, Frieden Ein bisschen Frieden Braucht auch ein Rebell Frieden, Frieden Ein bisschen Frieden Irgendwo auf der Welt

Na? Eine Idee was hier das Original ist und von wem? Auflösung in den Kommentaren.

Eine weitere Erkenntnis: Manche Stücke sind so stark, die halten selbst den schrottigsten Text aus. Satisfaction und Lady in Black sind einfach nicht kaputt zu kriegen.

real life  2004 · 13:51  # ·  x  | 340 x gelesen pixel
 
 

 

Teilnehmende Beobachtung I

Hürther Pudelschnitt ohne Dame. Ihr Unstil seltsam faszinierend: Glockenrock mit grossblättrigem Rosenmuster, lachfarbene Strickjacke mit Reissverschluss. Seidenstrumpfhosen, Tennissöckchen - weiss - und helle Sneakers, die aussehen wie gemacht für ein Handballfeld. Das Leben ist ein Kampf, dem der untere Teil ihres Gesichts heftig nachgegeben hat - alles zeigt in Richtung Boden, die Wangen, die Mundwinkel, das Kinn; auf Konturen ist verzichtet worden. Hinter den dicken Brillengläsern überraschend wache Augen. Und wenn sie lacht, sieht sie aus, als würde sie in der nächsten Sekunde in Tränen ausbrechen.

Aber Marius und seine Germans sind gut, richtig gut.

real life  2004 · 19:27  # ·  x  | 282 x gelesen pixel
 
 

 

Arbeitsethik

Erfrischender Pragmatismus. Lösungsorientiert, aber ohne Korinthenkackerei. Geradlinige Ansagen hinsichtlich Preis, Aufwand, Termin. Pünktlichkeit. Humor. Und ein Anspruch an die Qualität der eigenen Arbeit - gepfuscht wird nicht. Das Schönste: Die Sätze "Da kann man jetzt erstmal gar nichts machen" und "Das geht nicht." gar nicht im Repertoire haben. So macht der Umgang mit Handwerkern Freude. Nach dieser Geschichte rettet der Gute die Handwerkerehre im Alleingang, wenn auch in einer anderen Branche. Vielleicht liegt's ja am Namen?

Mithin sehr zu empfehlen, wenn denn einmal jemand in Köln einen Elektromeister braucht: G. Kohlhaas Piusstr. 3 50823 Köln 0221-513753

[Seine 'Website' ist... rudimentär. Mal sehen demnächst, was sich da tun läßt...]

real life  2004 · 16:51  # ·  x  | 299 x gelesen pixel
 
 

 

Herzlichen Dank

an die Bilderlieferanten Kristof und Frau Meisterköchin.

real life  2004 · 17:16  # ·  x  | 291 x gelesen pixel
 
 

 

Um die Ecke gedacht

Schönste Übersetzung von never touch a running system, die ich je las: Anzustrebendes Nichtberühren einer laufenden Funktionseinheit.

Kriegt von mir den Preis für die Sprachinnovation des Jahres 2004. [Er war's.]

real life  2004 · 01:29  # ·  x  | 644 x gelesen pixel
 
 

 

Er

wurde blass. Die Hyperventilaton war weder zu überhören, noch zu übersehen. Das beruhigende Auf-ihn-Einsprechen kam nicht mehr an. Gerade noch gelang es mir ihn in Richtung des Bettes zu lotsen bevor der Kreislauf endgültig in die Knie ging, und er folgerichtig umfiel. - Manche Männer verkraften die Ablehnung eines Heiratsantrags schlechter als andere. Zunächst kein Problem, jedenfalls auf medizinischer Seite - ich hatte meine Ausbildung nicht vergessen - der Puls hart und laut, wenn auch etwas zu schnell, der Blutdruck nicht wundervoll, aber auch nicht gefährlich. Nur kam der Gute mir dann an einen Status kurz vor bewußtlos, der Puls wurde flach und viel zu schnell, der Blutdruck gefiel gar nicht, die Atemzüge zählte ich schon fast eine Stunde vor. Völlig sinnfrei, ein Mantra gegen die eigene Nervosität. Nicht gut, gar nicht gut.

Die Leitstelle der Feuerwehr sang mir Oden über die Kosten eines evtl. ungerechtfertigten Einsatzes, der Notarzt war fast sonambul, weil übermüdet, und unterstellte mir Panikmache. Ich - Schnauze voll, spitzenwütend - klingelte meinen Hausarzt aus dem Bett. Zehn Minuten später war er da. Kreislaufstützung, ein Arsch voll Ohrfeigen für den Probanden - hätte ich kaum geschafft, ich liebte den so - nach Einkehren der Stabilität Valium: 'Der Mann muß schlafen. Bewußtsein ausschalten, dann regelt der Körper das schon sauber ein. Ein Seelchen, oder?' mit einem fragenden Blick zu mir. 'Was hab'n 'se denn mit dem gemacht?' - Mein Grinsen war schief.

Wie aufgeschmissen wäre jemand gewesen ohne meine Kenntnisse, ohne meinen Wut und mein Beharrungsvermögen??? Ein durchlaufender Kreislaufkollaps ist in der Regel tödlich.

[Angestossen durch Andrea In der Reihe 'Beharrungsvermögen.']

real life  2004 · 03:39  # ·  x  | 262 x gelesen pixel
 
 

 

Kontraste - eine vergleichende Betrachtung...

ohne Anspruch auf Vollständigkeit, versteht sich.

Wir haben uns - oder man hat uns, je nach Blickwinkel - die Wiedervereinigung ans Bein gebunden. Das verursacht, neben dem Schließen alter Wunden und noch älterer Sehnsüchte, Kosten, Schwierigkeiten, wirtschaftliche Schieflagen. Die Politik als solche ist genau wie 'das Volk' mit derartigen Problemen erstmalig konfrontiert. Und baut Mist. Nicht wenig davon. Wie aber sollte das anders sein? - So viele Interessen sind zu berücksichtigen, und es ist verdammt nicht leicht mit einem Arsch auf sechs bis acht Hochzeiten zu tanzen. 'Welchem Herrn ist da zuerst zu dienen' ist einerseits eine unvermeidliche Crux, andererseits ein Proporzproblem und eine häßliche Gewichtungsfrage. Und wenn die Beteiligten evtl. korrumpierbar sind, verbessert das die Lage eher nicht... Ich persönlich bin mit der derzeitigen Politik nicht einverstanden, weil sie meiner Ansicht nach die Lasten verdammt ungerecht verteilt. Nicht deshalb, weil eine Besitzstandswahrung nicht länger möglich scheint.

Unser letzter Steuerbescheid war dergestalt, daß unser Steuerberater um Stundung seiner Rechnungen gebeten wurde, damit dem Fiskus zuerst genüge getan werden konnte. Unser Laden verdient nominell - nein, ich rede nicht vom Umsatz - doppelt so viel wie vor zwei Jahren. Und wir merken es nicht. Null. Nada. Ich kann nicht sagen, daß das glücklich macht. Und doch: Wir zahlen die Steuern ohne Klage. Es gibt Notwendigkeiten, an denen man angesichts der Lasten, die es uns allen auflegt wieder EIN Deutschland zu sein, unmöglich vorbeikommen konnte. Ich lebe in diesem Land. Ich wollte die Konföderation. Ich wollte einen langsamen Prozess, mit einer Chance auf organische Entwicklung. Die Mehrheit hat anders entschieden. Ich wünschte durchaus einen Prozess, der die Wiedervereinigung zum Ziele habe, nur langsamer, später. Nun denn - die andern hatten es eiliger. Das passiert in einer Demokratie. Minderheitenschutz ist immer schwierig in dieser Staatsform, es liegt in der Natur der Sache.

Schaut man sich aber die Situation(en) jenseits 'Kerneuropas' an, möge mir jemand sagen, daß er offenen freudigen Herzens nach Rumänien, in den Kaukasus, in die Türkei (Liste nahezu beliebig fortzusetzen) umsiedeln würde...

59 Jahre ist es nun her, daß man sich hier von Verfolgung und Zerstörung zu erholen beginnen konnte. Vom Mitläufertum und den Giften in den Köpfen (der ersten Schwaden muß man sich nun schon wieder erwehren) Abstand zu nehmen, beginnen konnte. Von einer Wirtschaft, deren Existenz nur zu ahnen war.

Hier muß niemand verhungern, niemand erfriert, niemand wird verfolgt. Da könnte mehr passieren. Gerechter. Aber: So wenig an Errungenschaften ist das nicht... Hier wird auf verdammt hohem Niveau gejammert. Die Menschen haben ein kurzes Gedächnis...

real life  2004 · 02:10  # ·  x  | 291 x gelesen pixel