BEYOND the void
24/
02

worst whatsoever ever

Denn das, was man gemeinhin darunter versteht, ist es nicht gewesen. Und wie es sich für eine ordenliche Hexe gehört, ist es etwas zweihundert Jahre her und hat sich nie wiederholt.

Der Reihe nach. Keine begüterte Studentin, wohnte ich ziemlich weit draußen, bis zur Uni waren es mehr als sieben Kilometer, eine Strecke die ich oft viermal am Tage fuhr. Verdammt fit hielt einen das, ob man wollte oder nicht. Versöhnend wirkte die Nähe einer bestimmten Diskothek mit altem Schifferparketboden und einem speziellen Flair. Leicht heruntergekommen, wollte nichts, konnte viel. Die Musik da war so klasse, dafür kamen die Leute aus der Innenstadt hier raus, von den nahegelegenen Westfalenkäffern ganz zu schweigen.

Zwei Jahre schon ging ich regelmäßig dahin. Kannte viele vom Sehen, fühlte mich dort zuhause. J. hatte ich oft dort getroffen, auf ein Bier. Oder fünf oder sechs. Manchmal schlingerten wir noch ein Stück gemeinsam Richtung Heimat, die Fahrräder gerade noch so vor dem Umschlagen bewahrend. Ein kleines je-n'ai-sais-quoi hatte es von Anfang an gegeben zwischen uns. Leises Knistern, gerade noch angenehm. Mehr sollte es nicht sein, dachte ich. - Der ging auf alles, was nicht bei drei auf dem Baum war.

In dieser Nacht aber hatte er kein Quartier. Die alte Bude geräumt, für die neue noch keinen Schlüssel. Er bat mich um ein Nachtlager. Nun gut. Es kam, wie es kommen mußte - lange hat er es auf seiner Matratze auf dem Boden nicht ausgehalten, und auch ich habe schwache Momente. Alles fing nach Schema F an - und ging auch so weiter: Eine Frau hat bestenfalls 2,5 erogene Zonen, und von denen interessiert mich auch nur eine, so in dem Stil.

Damals war ich ein duldsamer und geduldiger Mensch. Versuchte also auf seine Technik und auch auf das Tempo mäßigend einzuwirken. Erfolglos. Niemals vorher, noch jemals danach habe ich mich so sehr einem Turngerät verwandt gefühlt. Hierhin geschoben, dorthin gedreht, dann weiter im Text. Irgendwann, nach dem vierten Positionswechsel in 10 Minuten und dem x-ten ungehörten Interventionsversuch meinerseits, platzte mir dann der Kragen. Mit 150 Phon "Schluß!" brüllen und ihn regelrecht aus dem Bett schmeißen war eins. Die Wut reichte tief. Tief genug, um ihn mit blitzenden Augen, der Nemesis gleich, aus der kleinen Wohnung zu drängen bis auf den Hausflur. Nackt wie er war. Tür zu. Einen Augenblick später seine Klamotten zusammenraffen, die Tür kurz öffnen, ihm Jeans u.s.w. plus Cowboystiefel an den Kopf werfen. Tür zuknallen, duschen gehen. Lange.

Noch heute fühle ich tiefe Genugtuung beim Gedanken an diese Szene. Ich bin ihm sehr zu Dank verpflichtet - bis heute erkenne ich jeden Egoficker auf den ersten Blick.

feldforschung  2004 · 17:43  # ·  x  | 2376 x gelesen pixel