BEYOND the void
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I wanna go to Africa

Es ist etliche Jahre her, daß ich zum ersten Mal in Afrika war. Ich gewöhnte mich schnell ein, fühlte mich ohnehin vom ersten Tage an wie nach Haus gekommen. Shaddy, ein alter Golden Retriever, liebte die Strandspaziergänge mit mir, immer viel weiter und länger als die Gänge mit O. Von der Plötzlichkeit afrikanischen Wetterfalls wußte ich noch wenig.

Wir waren an diesem Tag noch weiter am Flutsaum entlang gegangen als sonst. Das dunkle Violett, beinahe Schwarz des Horizonts, die ersten harten Böen und schweren Regentropfen - alles eine Sache von Minuten.

Als die ersten Blitze zuckten, sah ich mich nach einem Schutz um. Gut, dahinten waren kleine Holzhäuser. Shaddy und ich rannten wie die Verrückten durch den inzwischen wasserfallartigen Regen bis zum ersten davon. Bevor ich noch klopfen konnte, öffnete sich die Tür, jemand griff nach meinem Arm, zog mich in den Schutz der Hütte und schlug die Tür zu. Drinnen saßen ein Mann, und eine Frau mit einem Kind auf den Knien an einem rohen Tisch. Der Mann, der mich aus dem Regen gezerrt hatte, kam aus einem hinteren Raum mit einem fadenscheinigen Handtuch, das er mir wortlos reichte.

Die Stimmung war merkwürdig. Da stand ich als einzige Weiße in diesem sauberen Häuschen, dem die Armut der Bewohner bis in den letzten Einrichtungsgegenstand anzusehen war und fühlte mich deplaziert. Nicht zuletzt, weil noch kein Wort gefallen war. Die Blicke der anderen lagen irgendwo zwischen fragend und mißtrauisch. Bis ich den Mund aufmachte um auf Suhaheli Guten Tag. zu sagen. Eines der wenigen Worte, die ich in dieser Sprache kannte. Ich muß es falsch ausgesprochen haben. Jedenfalls schrieen auf einmal alle vor lachen, sprachen wild durcheinander. Der Bann war gebrochen. Man bot mir Tee an, einen Stuhl, der Hund rollte sich neben mir zusammen, und wir redeten freundlich belangloses in wildem pidginartigen Englisch. Über das Wetter, das mich überrascht hatte. Über das Kind. Über Europa und wie es da so sei. Als das Gewitter abgezogen war, verabschiedeten wir uns fast freundschaftlich voneinander.

Zuhause erzählte ich O. wo ich gewesen war. Er wurde leichenblass, sagte nur einen Satz:"Geh' da nie wieder hin!" und wandte sich ab.

Erst G. erklärte mir später, unter vier Augen, daß man sich dort mit einer weißen Haut besser nicht blicken ließ, wenn man nicht später mindestens schwer verletzt in irgendeinem Gebüsch gefunden werden wollte.

Ich glaube bis heute, daß mir nichts derartiges geschehen ist, hat damit zu tun, daß es mir scheißegal ist, welche Hautfarbe jemand hat. Und man das auch spürt.

Sawubona = Seid gegrüßt

radio me  2004 · 03:35  # ·  x  | 1485 x gelesen pixel