BEYOND the void

nightride

radio me  2008 · 00:36  # ·  x  | 692 x gelesen pixel
 
 

 

Biedermeier

There is no wrong, there is no right
the circle only has one side
 

Die Medien treiben die Sau 'gierige Großverdiener' durch's Dorf, die Zeiten ändern sich nicht,
zu keiner Zeit ™, die Frustration, die aus der großen schlechten Politik erwächst, ist bodenlos. Unterschreiben wir unsere Petitionen, harren wir der Dinge, wenden wir uns anderem zu ...

Auch bei mir ist das Biedermeier ausgebrochen. Inzwischen verstehe ich diesen Rückzug ins Private sehr gut - er gibt Halt, wo im großen Ganzen keiner mehr ist. Rückzug - keine Blindheit, kein Desinteresse, eher eine abwartende Haltung von der einzigen Insel aus, die im Augenblick möglich scheint ...

Bilder aus den letzten Tagen:

Das strahlende Lächeln des schönen Mannes auf der Straße - ganz dezidiert in mein Gesicht hinein, Gott weiß warum ...

In der Tram der Vater, der seiner weinenden Tochter zu erklären versucht, wie Männer ticken, hilflos, im Kern, aber warm. Außerdem mit einer wunderbaren Stimme ...

Eine laute, temperamentvolle Auseinandersetzung, der der Bogen in den Frieden und den Kern gelingt, Lachen und Selbstironie ...

Die Freundin, die gerade Besuch hat als ich anrufe, und mir doch eine halbe Stunde ihrer Zeit schenkt, warm und gerade ...

Der vietnamesische Blumenhändler, der sich nicht zu schade ist mir für einen gebrauchten, billigen Tontopf fünfzig Cent abzunehmen, einzig, weil ich diesen gerade brauche - und meine Müdigkeit diesem Gewinnstreben gegenüber, der Gedanke in meinem Kopf, daß das alles in einem numinosen 'Früher' einmal anders gewesen wäre ... und wie alt dieser mein Gedanke schon ist. Diese Klage wurde zu Aristoteles Zeiten schon geführt ... Werde ich nur alt, statt weise? Mag sein ...

Die Geburtstagswünsche, die ins Leere laufen - die Fragen, die daraus erwachsen ...

Die Frau in der Mall, die ihre Schönheit und ihren Reichtum vor sich her trägt wie einen Schild - noli me tangere. Ihre Augen sind leer ...

Die junge Frau, die ich nach dem Automaten für PET-Flaschen frage, und die mir mit einem entwaffnenden Lächeln sagt: "Der Automat steht vor Ihnen." ...

Der Autofahrer, dem ich mit Schwung und aus Versehen - Musik auf den Ohren - mit dem Rad die Vorfahrt nehme, und den ich aus dem Augenwinkel lachen und grüßen sehe ...

Wie ähnlich ich meinem Vater bin, wenn ich bei 'Hart aber fair' den Fernseher anschreie, und mich kaum wieder beruhigen kann in meiner zornigen Hilflosigkeit ...

Der Mann, der mir vorsichtig die Hand auf den Oberschenkel legt - ich bin da - weil ich eine bestimmte Filmszene noch immer nicht ertragen kann ...

Der trockene Weißwein, den ich nach der Zahnoperation, und fünf Tagen Enthaltsamkeit in fast jeder Hinsicht, doppelt und dreifach genieße ... zu sehr, vermutlich. Was soll's - dies bleibt mein einziges Leben ...

Die Stimme des Lieblingsmenschen am Telefon, die Rückkehr eines Minimums an Ruhe auf seiner Seite, die auch mich zu beruhigen vermag ...

Die ambivalente Nacht mit mir - mir fehlt die süße Haut. Doch mag ich diesen Zeitstrom ohne Hindernisse und Grenzen. Mein animalisches Ich braucht Solistenzeiten - immer wieder.

Ein paar ganz normale Tage im Jahre des Herrn 2008 ...

radio me  2008 · 02:25  # ·  x  | 765 x gelesen pixel
 
 

 

Surfacing

die laubigen laubfrösche bitten laut (der morgen stellt sich manchmal taub und blind) mit laub auf den stimmen mit zungen betaut für alle die im herzen barfuß sind

Jan Skácel

Zen, Bizet, Weißwein aus Südafrika, das schwarze Tier auf dem Sessel, tief schlafend. Im Herzen eine dieser unfassbaren Traurigkeiten. Jenes Gefühl, das einen packen kann in jenen späten Sommernächten, die zum ersten Mal schon Nebelfeuchte ahnen lassen und das Ende des unbeschwerten Barfußlaufens ankündigen. Zum Beispiel. Die Träume nicht dunkel, doch mit zerfaserten Enden. Die Fragilität im Stabilen. Die Stabilität in all der Fragilität. Zum Beispiel.
radio me  2008 · 00:30  # ·  x  | 622 x gelesen pixel
 
 

 

Man müßte einmal wieder etwas wagen. Freiwillig. Aus eigenem Wunsch. Jenseits dessen, welches man täglich, mörderisch unfreiwillig, zu wagen gezwungen wird.

radio me  2006 · 03:13  # ·  x  | 491 x gelesen pixel
 
 

 

Und da flüchtest du klug und warm in Vergangenheiten - weil du mit der Gegenwart nicht klar kommst. Es tut weh dabei zuzusehen, Freund.

radio me  2006 · 01:29  # ·  x  | 498 x gelesen pixel
 
 

 

Gott und ich

Wir hatten nie ein wirklich schlechtes Verhältnis zueinander. Seit meinem zehnten Jahr diskutieren wir seine Existenz, mein Weltbild, meine Ideen und die vielen ungeliebten Geschehnisse, die außerstande waren mir seine Nichtexistenz schlüssig zu belegen. Seine Existenz allerdings ebensowenig. So verlegte ich mich also auf die klassische agnostische Haltung, in Berlin würde man wohl sagen "Nüscht jenaues weeß man nich'." Damit, so scheint es, können wir beide gut leben. Jedenfalls hat er mich in den Momenten größter Not (Marke: Ich weiß zwar nicht, ob es dich gibt, aber wenn - und das wäre immerhin möglich - wärst du dann bitte so gut dich mal eben einzuschalten und ein wenig zu wirken? Ich bin hier gerade echt am A....!) nie hängen lassen. Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.

Aber mit seinen irdischen Kollegen, also bitte, habe ich aus Gründen schon seit meinem dreizehnten Jahr nix mehr am Hut.

Nichtsdesto zahle ich seit Jahren nicht unerhebliche Beträge an Kirchensteuer. Zunächst aus Unkenntnis, dann in der Hoffnung, daß meine Zahlungen karitativen Bestrebungen zugute kämen, in den letzten zwei Jahren allerdings nurmehr aus Versehen. Nun, so fand ich, reichte es, und zwar absolut. Der HERR und ich - wir hattten schon immer ein eigenes Verhältnis. Der letzte evangelische Pfarrer, mit dem ich sprach, schon wieder aus Gründen, schien keinen guten Draht zu haben zu jenem höherem Wesen, das wir verehren, dafür griff sein Urteil bei weitem zu kurz. War außerordentlich menschlich. Und unfassbar wenig empathisch bzw. christlich. Schubladendenken. Dies war der Tag, an dem ich innerlich der Institution Kirche den Rücken drehte - nicht einmal auf Hochzeiten nehme ich an Gottesdiensten teil, doch betrete ich Kirchen - aber das führt nun zu weit ...

Dies alles bedacht habend, trachtete ich nunmehr aus dieser Institution auszutreten. Und lernte wie schwierig dies sei. Das AG, welches zuständig ist, hat beschlossen, daß es mit den Stadtbezirksänderungen nichts an der Mütze hat, ergo ist in diesem speziellen Falle Lichtenberg für mich zuständig - wieso das denn? Ich bin Friedrichshainer. - Und daß ich beizubringen habe: Anmeldebescheinigung, Personalausweis, Heiratsurkunde - weil ich eben verheiratet bin. Schön. Aber was zum Fuchs, wollen die Herrschaften mit meinem Ausweis der Verehelichung, wo ich noch nichteinmal kirchlich geheiratet habe? Gott ist groß. Gott ist groß.

Warum sind seine Stellvertreter auf Erden so furchtbar bürokratisch, so unfassbar klein?

radio me  2006 · 02:57  # ·  x  | 1004 x gelesen pixel
 
 

 

insomnia VI

schlaflosigkeit ist kein spaß. hätte man die wahl, würde man sich das unbedingt anders wünschen.

[in der reihe: mußte mal gesagt werden.]

radio me  2006 · 05:41  # ·  x  | 573 x gelesen pixel
 
 

 

insomnia V

putz mir die zähne und denke der letzte schluck wein wird nun abscheulich schmecken. wer mich gleich vor 14h anruft, ist ein verbrecher.

radio me  2006 · 05:34  # ·  x  | 481 x gelesen pixel