Schubladen
Mal wieder die wildgewordenen Kategorisierungen, diesmal von der Süddeutschen bzw. deren Rezensenten. Hab' ich es also schriftlich: Ich bin ein einsamer, soziophober Befindlichkeitsblogger. Okay, nun 'mal ernsthaft.
Was mir in so ziemlich jedem Artikel, der sich mit den Blogs und ihren Schreibern befasst, fehlt, ist eine Komponente, die man nutzen kann oder auch nicht, die aber der Systematik der Blogs inherent ist: Man kann Menschen kennenlernen, so ganz richtig, von Angesicht zu Angesicht, die man sonst nie gefunden hätte. Man kann Netzwerke aufbauen - emotionale, berufliche, informationelle, politsche t.b.c. - die den Beteiligten tatsächlich das bringen, was man heute so schimpflich 'Mehrwert' nennt.
Natürlich gibt es auch die anderen. Die, die sich diesseits des Monitors sicherer fühlen, die mit dem Gefühl leben, daß der Kontakt zu anderen auf diesem Wege 'ungefährlicher' ist. Ja und? Jeder wie er mag. Daß aber die soziale Komponente - vom Blog zur Mail zum Telefon zur Begegnung zur Zusammenarbeit und/oder Freundschaft, und das ganz und gar im wirklichen Leben - immer wieder hinten 'runter klappt in diesen Pseudoanalysen, das ärgert mich.
Es gibt noch einen Punkt, der nervt: Jeder und jede hat in diesen Texten auf die eine oder andere Art gefälligst in ein Schubfach zu passen. Entweder führt jemand ein literarisches Blog, oder ein persönliches, oder ein politisches. Was für ein Dummsinn! Viele von uns tun das alles auf einmal, je nachdem, was sie gerade beschäftigt und eventuell auch andere interessieren könnte. Diese 'Mischschreiber' dann einfach in den Topf derer zu werfen, die 'das Internet zumüllen'* greift zu kurz und ist überdies kaltschnäuzig und unfair. Da werfen sich Einzelne zu Qualitätsbewertern und -richtern auf. Eine ausgesprochen inhumane fiese Tour. Finde ich.
Ich bleibe dabei: Befindlichkeitsblogger ist nicht per definitionem ein Schimpfwort.
(*Das Internet ist sooo groß, das hat Platz ohne Ende. Reden wir auch nicht von Bandbreiten. Meine bezahle ich selbst, und wem's hier nicht gefällt, der kommt einmal und nie wieder, ich koste ihn also keine Bandbreite. Sollte man da nicht lieber die das Internet mit Werbung Überschwemmenden an den Pranger stellen?
[Verflucht nochmal! Ich finde leider das Blog nicht wieder über dessen Artikel zum Thema ich mich so aufrege. Mmpf.]