Idolum
Oh verdammt. Es erschreckt, dieses Rückwärtslesen. Es beruhigt. Es begradigt. Tage gibt es, da wird mir dabei eiskalt - wieviel warme verletzbare Empfindsamkeit liefere ich hier Menschen an, von denen ich nichts weiß? Der hauchdünne Paravent aus Japanpapier, den mein Pseudonym darstellt, schützt meine lebende, gar nicht virtuelle Person vor gar nichts. Immer wieder denke ich darüber nach. Seit mehr als vier Jahren inzwischen. Und gehe doch immer wieder da nach draußen. Ohne Gewand. Und finde immer wieder, daß das gut ist. Meine Lieblingstante sagte einmal 'an irgendwas muß ich schließlich sterben.' Tue ich, was ich hier tue, aus dem Bedürfnis nach Nähe und Gemeinsamkeit? Und riskiere dabei dies oder jenes? Oder warte ich auf das entmenschte Arschloch, das in die empfindsamen Stellen geht? Ohne Respekt, ohne Menschlichkeit, ohne eine Idee von Gemeinsamkeit und Rücksichtnahme? Hätte ich Antwort auf diese Fragen, würde ich dies hier vermutlich einstellen. Und mir überdies den Therapeuten sparen.
[Ich geh' jetzt schlafen. Verflucht.] [Der Therapeut war ein Scherz; habe gar keinen.]