Karma, Teil 3, für Fortgeschrittene
Nach Köln zu kommen - ich will nicht! Ich muß! - ist ein Beritt. Regen, Stau, Baustellen. Sechseinhalb Stunden. Die Erschöpfung ist klaftertief. Übermüdet verkrieche ich mich in der mehr als willkommenen Zuwendung der Freundin S., und nur weil das möglich ist, schreie ich nicht nach meiner Mama. - Der Maler hat gut gearbeitet, was das angeht, kein Ärger. Allerdings kriege ich so im Leben keine Abnahme durch ... und werde dies zu spät gewahr - mit der Notwendigkeit einer Putzorgie habe ich nicht gerechnet. Hat der Meine mit der Sonnenbrille gearbeitet? Zweifelsohne. Ebenfalls nicht auf dem Schirm hatte ich eine halbe Million vergessene Dinge. Was läßt man sich auch mit einem MANN ein?!? Lieblingbettwäsche, drei Tonnen Handtücher und Diverses werden auf die letzte Minute im Trockenkeller aufgefunden. Und müssen natürlich auf meinem Rücken nach Berlin transportiert werden. Die Freundin P. versorgt mich mit Eimern und Putzutensilien, und, weit wichtiger, mit Kohlehydraten, Zuspruch und Musik. Noch heute spüre ich Muskelkater, Zerrungen, Überanstrengung. Die Scheidung wird so eben noch vermieden. Um ein Haar. ;) Dafür läuft die Abnahme glatt - wenn man von meinem Kapriolen schlagenden Kreislauf absieht. Die Nacht ist schön. Abgesehen von der lakonischen SMS der Mitfahrgelegenheit, daß die Fahrt von Köln nach Berlin schlicht nicht stattfände. Und natürlich ist dieser Sohn einer Schlange anschließend nicht zu erreichen - Handy abgeschaltet. Um die Wiederbelebung meines Humors - nach Erwerb eines 89 Euren teures Zugtickets und Ankunft in Berlin - kümmert sich ein Taxler: 'Ich hätt' dann gern 5.10 Euro, wenn nicht, fahren wir zurück.' Ich mag diese Stadt! Und ihre Menschen! Die dringend notwendige Schlafpause wird vom Haustechniker rüde erschlagen - er erscheint eine halbe Stunde zu früh und zwingt mich beschleunigt in die Klamotten. Gottseisgetrommelt ist er supernett und sehr entgegenkommend. Ich wußte doch, warum ich mit dem polnischen Schlag immer konnte .... Daß dann bei den Ein- und Aufräumarbeiten in der Küche die Kafeethermoskanne implodiert und mir eine herben Splitter in die Hand jagt - geschenkt. Muß allerdings, denke ich, mal meine Gerinnungswerte überprüfen lassen. Es dauerte doch verflixt lange, bis das aufhörte, mit dem Bluten. Noch ein Anruf der Spedition, die schon vor einer Woche meinen Schreibtisch hätte liefern sollen. Daß ich die Lieferungsansage auf Mittwoch nächster Woche mit einem schlichten 'Halleluja!' quittiere, wirft die Sachbearbeiterin vor Lachen vom Stuhl. Naja, für irgendetwas sollte man gut sein .... Über all dem Brass habe ich den Geburtstag meines einzigen Bruders verpennt. Hoffentlich verzeiht er mir ...