Sonntagsphilosophie anläßlich eines gelangweilten Mitmenschen
Langeweile. Ein Gefühl? Ein Gedanke? Ich wußte das nie. Vertraut, wenn auch selten: Ein Empfinden allgemeiner Unlust, tausend Dinge, die zu tun möglich wäre; nichts davon im Stande einen inneren oder äußeren Bewegungsimpuls auszulösen. Langeweile, die kleine Schwester des Desinteresses, die mit den schiefen Zähnen und den herabgezogenen Mundwinkeln, sie hat mich nie besucht. Manchmal treffe ich sie bei anderen; erkennen kann ich sie. Immerhin. Schön ist es, selbst in der Wiederholung die Übung zu sehen, immer wieder einen anderen Blickwinkel dazu zu haben. Nicht, daß dies ein Verdienst wäre. Vielmehr scheint es Teil des Naturells zu sein. Man sagt, schon als Kind wäre ich so gewesen - das Konzept Langeweile war mir nicht zu vermitteln. Es mag daran liegen, daß der Wandel mir immer gewärtig ist - entweder in mir oder in den Dingen, die ich tue.