BEYOND the void

4:28 h

Now I know I've got to Run away I've got to Get away You don't really want it any more from me To make things right You need someone to hold you tight And you'll think love is to pray But I'm sorry I don't pray that way

Er ruft um Hilfe. Immer wieder. Der Angstton fehlt. Zu hören ist: Wut, Hass sogar, und eine unglaubliche Arroganz. Nicht zum ersten Mal. Der andere ist wohl so am Tiefsten zu verletzen, zu demütigen auch: Über die Beteiligung Unbeteiligter. Auch er ist zu hören. Auch hier: Wut. Aber vor allem: Verletztheit, Verzweiflung. Die Seele am Boden und der Aggressor tritt nach, mit Nagelstiefeln. Nicht zum ersten Mal.

Fenster schlagen auf, andere wütende Stimmen. "Ruhe, verdammt!" Die eintretende Stille dicht und unheilvoll. Man möchte ihm wünschen, er hätte endlich die Kraft zu gehen. So hübsch, so mutlos, so abhängig, so klein.

monochrom  2008 · 19:22  # ·  x  | 602 x gelesen pixel
 
 

 

human nature

Woher die Idee, der Tod dieses Menschen könne die Dinge zum Besseren verändern? Atemloses Entsetzen angesichts des Fundstücks im eigenen Herzen ... da geistert eine tiefe Befriedigung herum, die bei näherer Betrachtung als Erfüllung eines atavistischen Wunsches erkannt werden muß - dem nach Rache. Sehr erschrocken. Ich bin auch nicht besser.

monochrom  2006 · 02:34  # ·  x  | 701 x gelesen pixel
 
 

 

Come-di, oh come-di

Reife. Ein überbewerteter Begriff, mag sein. Dennoch: Es wird dringend Zeit für den Wechsel des Rollenfachs. Die naive Blonde, die stets das Gute will und quasi aus Versehen und besten Willens fehl geht, nimmt dir keiner mehr ab. Ich hatte mit deiner Wahl des Fachs schon vor zwanzig Jahren ein kleines Problem. Zu klar war es, daß du die Waffen dieser Besetzung manipulativ einzusetzen verstanden hast. Damals liebtest du mich dafür, daß ich das durchschaute - und dich trotzdem liebte. Liebte als den Menschen hinter der Rolle, mitsamt der Fehler, der Schwächen, der echten Ängste. Und deine Manipulationen hatten Charme. Sie waren klug und oft genug geschickt zum Nutz und Frommen des Manipulierten eingesetzt.

Jetzt kommst du zu mir und willst meine Verzeihung. Die kannst du haben. Doch deine alte Klugheit, die fehlt nun. Ich sehe: Was du wirklich willst ist ein großes 'Schwamm drüber.' Du möchtest eine Freundin haben - und über das Freundin sein nicht nachdenken. Offenbar hast du vergessen, daß ich deine Manipulationen immer durchschaut habe, daß es keinen Sinn hat das bei mir zu versuchen. Allein, daß du es probierst, erzählt mir mehr über dein Verhältnis zu Achtung und Respekt als ich wissen möchte. Deinen Spielen ist der Charme verloren gegangen. Dein Geschick mit Menschen gilt nur noch deinen eigenen Interessen, die Maske ist durchsichtig und fadenscheinig geworden. Man merkt die Absicht und ist verstimmt.

Ich hab dich nie betrogen, ich habe nur hinter deinem Rücken gehandelt. Oh naive Unschuld. Früher hätte mir ein solcher Satz den Atem verschlagen. Hier und heute klärt er nur noch eines: Ich staune, distanziert, verblüfft, und fühle gar nichts - wenn man von einem gewissen Ennui einmal absieht. Ich denke, es wird Zeit für den Vorhang, Madame, das Publikum gähnt schon.

monochrom  2005 · 19:00  # ·  x  | 671 x gelesen pixel
 
 

 

Brandrodung

in der Sprache, in den Normen, in dieser verdammten Neidgesellschaft, in der Musik, in der Literatur, in den Medien sowieso - ja, Brandrodung scheint eine gute Idee. Fruchtbarer Boden. Hinterher.

monochrom  2005 · 16:11  # ·  x  | 658 x gelesen pixel
 
 

 

Vermisstenanzeige

DAS DARF DOCH NICHT WAHR SEIN!

monochrom  2005 · 09:43  # ·  x  | 763 x gelesen pixel
 
 

 

Hypothek

Die Pflanze ist verstorben. Heute möchte ich sagen 'Gut so.' Obwohl die Pflanze nichts dafür konnte. Auch habe ich sie nicht sterben lassen. Es schien ihre eigene Entscheidung. Für die Uhr gilt das nicht. Ihre Leblosigkeit ist immun gegen so Manches. Wann immer ich mir ein Steak mache, spätestens, erinnert sie an das, was hätte sein können. Deshalb bin ich dir böse. Unter anderem. Sehr. Die Uhr kann nichts dafür.

monochrom  2004 · 02:35  # ·  x  | 594 x gelesen pixel
 
 

 

Heftiges

Erschrecken. Man macht sich gar nicht so klar, mit welchen Risiken die Heilberufler leben müssen...

monochrom  2004 · 00:34  # ·  x  | 674 x gelesen pixel
 
 

 

Purgatorium

Die Diversifizierung ist - neben der Mutation - der Schlüssel der Evolution. Jede Zelle hat ihre spezifische Aufgabe, jedes aus den Zellverbänden entstandenes Organ die seine. Eine Leber ist eine Leber ist eine Leber. Eine Nervenzelle ist und bleibt eine Nervenzelle. Diese Arbeitsteilung ist großartig. Sie erhöht die Effizienz des Gesamtorganismus ums Mehrtausendfache. Aber wehe, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen spezialisierten Gruppen klappt nicht, oder ein Organ fällt aus - dann bricht die Hölle los und von MS bis Diabetes kann alles passieren. Da ist es dann Essig mit 'Leber an Großhirn: Noch'n Bier, verdammt!' Und die Niere kann nicht einfach hergehen und sagen 'Hey, Großhirn, nur her damit, ich übernehme den Job.'

Für die menschliche Seele dürfte Ähnliches gelten. Wenn Mensch in das sogenannte Außen nur noch Eigenschaften schicken darf, die allgemein anerkannt sind; wenn Kraft und Durchsetzungsvermögen okay sind, Erschöpfung und Verwirrung oder gar Angst aber nicht, wenn gute Laune Pflicht ist und der 'schlechte Tag' verboten, dann fällt der Mensch auseinander. Nicht länger als Gesamtheit gesehen, driftet die Persönlichkeit Stück für Stück auseinander. Die Kartierung - wem darf ich noch menschliche Schwächen zeigen, wem besser nicht? - wird immer mühseliger, bis sie letztlich in sich zusammenfällt.

Da sitzt dann der Manager, von den sogenannten Mitarbeitern um seiner Durchsetzungsstärke willen gefürchtet, vor seiner Tastatur und heult wie ein Schlosshund, weil seine Online-Domina nichts mehr von ihm wissen will. Sie will ihn nicht mehr beschimpfen, sie will sein Geld nicht mehr, sie ignoriert ihn einfach. Wochenlang. Der einzige Ort auf Erden, an dem er sich nicht nur schwach zeigen dürfte sondern dies sogar sollte, ist ihm nun verschlossen. Schließlich finden wir den Mann in einer Nervenheilanstalt. Jedes laut gesprochene Wort löst einen Schreikrampf aus, nur noch gestreichelt will er werden und gefüttert, in seiner Gegenwart flüstern sogar die Ärzte. Die Regression ist vollständig und unumkehrbar. Notwehr. Sozusagen.

So sieht sie aus, die Hölle des 21.Jahrhunderts - Diversifizierung & Spezialisierung über jede sinnvolle Grenze hinaus. Für das Indivduum wie für die Gesellschaft. Jeder wird vom anderen verplant, punktuell und gefühllos. Pars sine toto.

Jemand für die Seele Jemand für den Geist Jemand für Befehle und Jemand der sich immer nur als wahrer Freund erweist Jemand für die Socken Jemand für das Bett Jemand um zu schocken und Jemand um zu haben was ein and'rer gerne hätt' Jemand der sehr stark ist Jemand der auch teilt Jemand der autark ist Jemand der dich in die Arme nimmt und Wunden heilt Jemand als Berater Jemand mit Verstand - mit reichem Vater und Jemand als Reserve und für Gott und Vaterland

Kein Wunder, daß die Scheinwelten zwischen Domina und Sklave zur Blüte kommen, kein Wunder, daß Freundschaften nur mehr Halbwertszeiten von wenigen Monaten besitzen, kein Wunder, daß Solidarität ein aussterbender Begriff ist. Man ist schon mit dem nervenzerrenden Zusammenhalten der eigenen Bestandteile ausgelastet - gegen alle Widerstände.

[Van Veen/Woitkewitsch, 1979]

monochrom  2004 · 23:42  # ·  x  | 1064 x gelesen pixel