Kleine Seufzer
hört das Universum gern. Ganz sicher. Heute brennt hier der Boden, neue Kontakte tun sich auf, neue Perpektiven. Der Stress wird davon unbedingt heftiger, hat aber ein freundlicheres Gesicht als vorgestern noch. Die innere Ruhe lugt vorsichtig um die Ecke: Kann ich es wagen mich hier wieder niederzulassen? - Bitte. Schön, daß du da bist. Nimm Platz. Ich wünschte nur, du wärst nicht immer so schreckhaft... Aretha Franklins 'I know you were waitin' for me' ist gerade speziell für mich über den Äther gegangen, und nichtmal die an die Freude geklebte Erkenntnis, daß ich nun wohl endgültig ein alter Sack bin (alte Säckin?), vermag heute wirklich zu bedrücken. Besagtes Universum hat wahrlich einen merkwürdigen Humor.
An meine Viecher
Nähe und Wärme sind wichtig, lernte ich aus meinem Umfeld. Seit ich denken kann. Ein Teil von mir geworden, eben so wie die Achtung vor lebenden Geschöpfen, welcher Art und Rasse auch immer. Habe heute noch Probleme mit der Einfach-nur-zu-großen-Spinne, die ich auf unbarmherzige Weise zum Tode verurteilte, weil ich für ein schnelles Erschlagen schlicht nicht genug Arsch in der Hose hatte. Ekel und Abscheu waren stärker. Sitze heute am Computer, kämpfe um das weitere Bestehen der Firma, von der wir leben, und in der verdammt viel Herzblut steckt. Stress hoch vier. Hektik und - ungern eingestanden - Existenzangst. Eine der Felidae findet sich zu meinen Füßen, spricht mich an. Mau. Mauuuu. Wir leben mehr als 12 Jahre miteinander. Ich verstehe gut, was sie will. Hier geht es nicht um Futter. Sie fordert mich. Meine Aufmerksamkeit. Meine Nähe. Der Impuls sie wegzuschicken (Ist ja nur ein Tier.) ist stark. Ich habe so viel Furcht in diesen Tagen. Und doch: Was sie will, kann nur ich geben. Wenn ich sie nun wegschicke, wird sie nicht wissen, warum. Wird so unglücklich sein, wie ein menschbezogenes Tier sein kann. Ich lasse alles fallen, nehme mir diese zehn Minuten, wende mich einem lebenden Wesen zu. Sie nimmt es, schnurrend, kuschelnd. Und legt sich dann auf den Sessel in meiner Nähe. Ohne Anstoß meinerseits. Als fühlte sie, da liegen andere Dinge an. Und lehrt mich Einiges. Nicht zu ersten Mal.
Das selige Grinsen
im Gesicht, weil man endlich wieder über einen Bibliotheksausweis verfügt und obendrein erfahren dürfte, daß die Stadtteilbibliothek (noch) nicht geschlossen wurde.
Verzahnt
Daß einem die enttäuschte Wut so in den Kopf steigen kann, daß einem davon physisch schwindelig wird.
Sinnliches Telegramm
Der Hauch eines wunderbaren Parfums im Vorübergehen - ein wirklich guter Kaffee; nicht einmal kastrierte Milch konnte dem Geschmack etwas anhaben - Windrauschen in den riesigen Platanen - der schüchtere Flirt eines Auszubildenden mit einer Frau, die 20 Jahre älter ist als er - das Gefühl von Seide auf der Haut - verwehte Klänge des Köln Concert aus irgendeinem Fenster - Sonnenwärme im Gesicht an einem kalten Tag - zärtliche Küsse mitten in einem umtriebigen Kaufhaus. Ein guter Tag.