Strohwitwe
Fern von mir. Weit weg. Seit langer Zeit zum ersten Mal. Die Wohnung ist plötzlich doppelt so groß. Dennoch - nicht unangenehm, dieses Gefühl. Es hagelt Photos per MMS, aus dieser Weltgegend, in der ich gerade nicht bin, und ich freue mich über sein Wohlfühlen. Habe es vorgezogen zu arbeiten, weil ich mich da gerade für etwas packe. Und freue mich darüber, daß die Empfindung von 'Ist die Katze aus dem Haus ...' vollkommen ausbleibt. Ich fühle mich mit ihm genau so wenig eingeschränkt wie ohne ihn. Gut zu wissen.
Es ist schön nicht jede Erfahrung unmittelbar zu teilen.
[Doch gelüstet mich nach einem kleinem Nachgespräch mit irgendeinem der Freunde aus dem Nachtmenschenkreis. Warum? Keine Idee. Allemal zu früh/zu spät dafür. Selbst für jene.]
Heidelandschaft?
Es riecht nach feuchter Erde und irgendeinem Nadelholz, durchsetzt mit einer grünen Bitternote, die mir vom Kotaniaster (mein Vater nennt diesen seit Ewigkeiten 'pflegeleichtes Architektengrün'; ein Ausdruck, den ich nie wieder los wurde. Architektentöchter eben ... ) vertraut ist. Ein schöner wilder Waldduft, der einen alles Mögliche erwarten läßt - auf keinen Fall aber einen zwei Quadratmeter kleinen Balkon mitten in Berlin. Einen lieben Dank an Mr. Kingfisher und seinen Bruder! So lasse ich mir Naturaliengeschäfte gefallen.
Freundin.
Wenig kann mich so freuen, wie diese Anrufe mitten in der Nacht. Endlich wieder Mädchengespräche führen dürfen. Bis du kamst, habe ich gar nicht mehr gewußt, wie sehr mir das gefehlt hatte.
Stenophobie
Mir wird das hier zu eng. Die geistige Inzucht geht mir eben so herbe auf die Nerven wie die technischen Begrenzungen.
Muß ein paar Tage überlegen. Das hier soll etwas anderes werden.
Denkpause.
Impulssatz
Die Freundin tobt mit Gehrungsleiste, Wasserwaage, Bohrmaschine, Akkuschrauber duch die Gegend und macht mich glücklich.. Selbst so ungeschickt und kenntnisarm nicht, verhindert seit Jahren eine irgendwann erfolgte Mittelohrentzündung den stabilen Aufenthalt auf Leitern > 1.40m. Der Sehfehler tut ein übriges - was eine gerade Linie ist, kann ich bis ans Ende meines Lebens - bzw. bis zur erfolgreich abgeschlossenen Laserung - nur vermuten. Soweit, so lustig. Und das Toben der Freundin wunderbar konstruktiv. Womit man allerdings immer wieder zu rechnen versäumt, ist, was derlei Aktionen anzustoßen im Stande sind. - Die CD-Regale sind ncht mehr am alten Platz, die Großpflanzen müßten irgendwie anders stehen, und wie wäre es den Acht-Schubladen-Schrank fürderhin an einer anderen Stelle aufzubauen?
Wir haben eigentlich nur Vorhänge anbringen wollen - Mal sehen wohin das noch führt.
Morgen. Bzw. später im Heute.
Lehren und lernen
Ich war gerade 16 als meine Mutter anfing mich zu fragen, wenn ihr die kryptischen Werte und Namen im ausgedruckten Blutbild zu wenig sagten. Was überhaupt nichts über die Intelligenz und Allgemeinbildung meiner Mutter aussagt, hingegen viel über mein ... Beharrungsvermögen.
Medizinischer Kram hatte mich immer brennend interessiert. Mitunter vermute ich, daß dieses wildgewordene Interesse mit den vielen Operationen und den häufigen Krankenhausaufenthalten zu tun hat, die ich mir antun mußte. Ein Mittel die Angst zu bannen? Vielleicht.
Allemal - wenn ich mich für etwas wirklich interessiere, habe ich herbe Ähnlichkeit mit einem Digger im Goldrausch. In die Tiefe, in die Breite usw. Und habe mich, als ich noch unsicherer war, oft diskreditiert. Ein solides Halbwissen ist regelrecht gefährlich, wenn es nicht als solches erkannt wird. Und/oder nicht zugegeben wird, wenn denn erkannt.
Inzwischen bin ich da grundsolide, berichte so weit wie ich weiß; jenseits dieser Basis schicke ich 'meine Leute' ohne Gesichtsverlust meinerseits zu jemandem, der sich damit besser auskennt, was immer es sei. Und lerne selbst von den Auskennern, mit Freude und immer wieder.
Meine Studiengänge waren für mein späteres Berufsleben nur bedingt von Nutzen, aber eines hatte man mich unbedingt gelehrt: Das Wesentliche zu erkennen, zu erfassen und im Bedarfsfall zu unterfüttern, mit der eigenen Recherche. Die Spreu, der Weizen, man kennt das. Und das ist jetzt, zugegeben, eine verdammt lange Einleitung zu einer kleinen Geschichte: Da es so viele gab, die mich lernen ließen, denen ein freier Fluß des Wissens - jenseits von pekuniären Interessen - an und für sich etwas bedeutete, bin ich selbst so geworden. Und verstehe mit jedem Jahr besser, warum man andere an den eigenen Kenntnissen teilhaben läßt.
Jemandem etwas zu erklären und zuzusehen, wie er es verarbeitet - das ist wie ein direkter Blick in einen anderen Kopf. Faszinierend! Man kann dabei zusehen wie der andere mit den Informationen umgeht, man erfährt ob der Angang ein eher emotionaler oder ein analytischer ist ... Man schaut dem anderen beim Denken zu. Nichts könnte spannender sein.
Vielleicht kehre ich doch noch in die Erwachsenenbildung zurück ...
Uhuhuhu ...
Flow von hinterrücks, ohne laufendes Projekt gar. Gefährlich. Da erleidet er einen linken Haken, der Tagrhythmus.
Egypt
In manchen Nächten denke ich an Tarek. Und daran, daß selbst hundert Meilen an Bildung mitunter nicht im Stande sind den Natodraht zwischen den Kulturkreisen wirklich zu überbrücken. Sex hätte es vielleicht gekonnt. Und war nicht in meinem Blatt, in diesen Nächten. Das ist gut so. Und richtig. Dennoch schmerzt es. mutual understanding ist so selten. Und so absolut ein Geschenk. Nicht zu erreichen noch zu erstreben. Nur als Geschenk überhaupt zu haben. In manchen Nächten denke ich an Tarek. Bei Tag niemals.