Ansage (II)
Wer jemals in meiner Gegenwart etwas negatives über Supertramp sagt, ohne 'brother where you bound' in- und auswendig zu kennen, muß damit rechnen, daß ich ihm die Freundschaft kündige.
[Die letzte Steineklopfernacht. Hoffe ich.]
Layout - real life
27 qm. Ungezählte Meter an lästiger Verkabelung. Dieselben Möbel. Zwei Fenster as ever. Dieselben Bilder. Dieselben Pflanzen. Dieselben Leuchten. Und ich bin immer wieder überrascht, wie anders ein Raum wirken kann, nachdem es mich überkommen hat. Ich will mehr Tageslicht am Arbeitsplatz. Die Folgen dieser Idee beschäftigen einen acht Stunden lang. Und wenn es gut läuft, schlägt man sich anschließend an die Stirn: Warum habe ich das nicht schon längst getan; warum erst jetzt? Der Raum gefällt mir nun viel besser.
Was mir Sorgen bereitet: Wann immer ich den wilden Wunsch verspürte meine Räume umzuorganisieren, folgte eine Reorganistation meiner gesammelten Lebensumstände auf dem Fuße. ... Ich fürchte mich ein wenig.
Große Fragen?
Sally Oldfield und die langen Nächte. Diese ungebeteten Zeit- und Seelenreisen, die einfach passieren, weil man sein Musikprogramm auf random gesetzt hatte. Und die so in Bewegung setzen können, daß man es einfach in dieses unbekannte Draußen schicken möchte. Dieser Wunsch nach Unmittelbarkeit mag vielleicht mein größtes Problem sein. Die Naivität des Herzens trotz aller Rückschläge und Negativerfahrungen nie vermocht haben abzulegen. Einem wilden, tragfähigen Intellekt selten zum Trotze, vielmehr zur Erweiterung. Teil der Lösung oder Teil des Problems?
[Nennt mich Befindlichkeitsschreiber und ich werde den Namen nehmen. Mit Stolz.]
Zeitreisen
Himmel! Ich sollte ganz schnell diesen Radiosender abwürgen. Die spielen wenig, was ich nicht mag. Und schicken mich dauernd in diesen üblen Vergleich Marke 'Wie hast du dich damals gefühlt, was hast du erwartet - Und wo bist du jetzt.' Normalerweise gut. Heute nicht.
Kalte Nacht, Januar
Ein kleiner Flow. Vier Pfund Erinnerungen ohne Knochen. Alte Gedanken, in denen man sich noch zu finden vermag. Der grinsende Lieblingsmensch. Weißer Tee. Müde sein aber nicht schlafen mögen noch müssen. Die Gedanken bei den Freunden und nahen Menschen.
Musik. Musik!
Und da ist es dann wieder, das schüchtern grinsende Glück im Augenblick.
Nicht mit mir.
Rauchwaren Rot- und Weißwein Teevorräte Kaltgetränke Grundnahrungsmittel Ersatzglühlampen Kerzen Katzenfutter
Nundenn. Beschlossen und verkündet sei:
- Wer mich sprechen möchte, muß anrufen.
- Wer mich sehen möchte, muß vorbeikommen. Mail, Briefpost und Fax funktionieren auch. Bis auf Weiteres werde ich diese warme kuschelige Wohnung nur im absoluten Notfall verlassen.
Don hatte Recht mit den unfeinen Prophezeiungen. Im zweiten Stock, 15 Zentimeter vor dem Fenster, mithin versorgt mit Abwärme, meldet der Fühler eine Temperatur von -8 Grad. Überm Boden werden es also ca. -11 Grad sein. Und der Ostwind fegt gemein um die Ecken; reden wir nicht vom Windchill. Mit dem Bärenmantel würde es noch gehen, aber meine Stiefel sind dem nicht gewachsen und meine besten Handschuhe verschwunden. Dafür hat der Fühler für den Heizkessel prompt reagiert und haut uns hier das Warmwasser mit fast 69 Grad aus der Leitung. Brandgefährlich
Weckt mich bitte, wenn sich die Außentemperatur um Null eingependelt hat. Danke.
[6:00h: -11 sagt der Fühler, -14 über'm Boden. Schönen Dank auch. Gehe winterschlafen. Und erstmal nicht vor die Tür.]
05 - Momente
Dem Freunde sagen, daß man sein Darlehen wohl doch später retournieren kann als man wollte. Zur Antwort gefragt werden 'Brauchst du mehr; soll ich nachschießen?'
Lesung. Ein schlechter Tag. Schmerzen wie schon lange nicht mehr. Sensorische Ausfälle. Ängste. Trotzdem hingehen. Mich fürchten kann ich auch nach innen. Anregende Stunden, neue Menschen, der Schmerz vergessen.
Ein Kunde. Vereinbarung. Lieferung. Kein Geld. Über Wochen. Mails. Forderungen nach einem Sonderpreis. Arbeit längst eingereicht. Und erfolgreich gesendet. Eine letzte direkte Nachfrage, ein anderer Trick. Bis zum Hals in Freundlichkeit gewickelt, schämt sich der Kunde endlich. Geld drei Tage später da.
Nacht. Nach dem Theater. Erschöpft aber noch viel zu wach. Klingeln bei der Freundin, nicht ohne vorher danach zu lugen, ob noch Licht brennt. Bei ihr. Freudig begrüßt werden. Sehen: Das ist ein ganz falscher Moment für sie. Dann merken - das ist ein ganz und gar richtiger Moment voller müder Helden, die einander ganz nahe sind.
'Ikea? Kein Problem. Treffen wir uns um fünf am Pariser Platz.' Chaos und Gelächter. Und eine Unmittelbarkeit, die mich immer wieder umwirft. Für die ich dankbar bin. Sehr.
Es war einer dieser Tage, an denen du dir hoffnunglos selbst hinterherläufst. Nahezu unmöglich das zu Tuende auch wirklich auf die Reihe zu kriegen. Und dann klingelt das Telefon und du wirst entsetzt gewahr, daß du schon seit einer halben Stunde mit Menschen verabredet bist, die du schon so lange zu treffen hofftest - und die sich wem-auch-immer-sei-Dank verlaufen haben. Nur dachtest du Freitag sei Donnerstag. Hastig in die Stiefel. Wo ist mein Schlüssel, verdammt?! Und dann zwei Stunden im Café, ungeschminkt, im Räuberzivil, mit zwei liebenswerten hübschen Frauen, die einfach fabelhaft aussehen - und sich dabei mehr als wohl fühlen.
Eine rauschende Ballnacht. Viel zu viele Fremde, im Grunde. Und dann jemand, der dich von der Seite anspricht. Mit Namen. Weiß wie du aussiehst. Bedächtig stellst und legst du Glas, Tasche, Kram irgendwo ab. Eine schöne Umarmung. Das ist niemand, der dir verzweifelt auf den Rücken klopft. Enschuldige bitte das Fremdeln, trotz allem, R. Ich wußte es eigentlich besser ...
Es gab noch einige mehr. Die letzten drei Monate haben es so ziemlich rausgerissen, dieses nicht so gute Jahr. Ich danke allen, die dafür verantwortlich sind - ihr wisst es alle.
Mendel & Söhne
Es wird behauptet, ein Teil meiner Gene wäre ziemlich alt. Mongolisch obendrein. Wofür die Tatsache eines klassischen Mongolenfleckens spricht und möglicherweise auch die hohen Wangenknochen. Die große Völkerwanderung habe überhaupt, sagen meine Erzeuger, in meiner DNS einige Spuren hinterlassen. Eine eher trockene Feststellung, die meine Ahnenforschung betreibende Großmutter mit ganz und gar nicht trockenen Geschichten zu untermauern wußte.
Ich allerdings vermute - spätestens seit heute - einen schweren und außerdem naturwidrigen Fall von erfolgreicher Sodomie in meiner genetischen Linie. So winterschläfrig, fettanfressend, unmotiviert, lahmarschig, wie ich mich heute fühle, muß irgendwo ein Bär mit im Spiel gewesen sein.