Idolum
Oh verdammt. Es erschreckt, dieses Rückwärtslesen. Es beruhigt. Es begradigt. Tage gibt es, da wird mir dabei eiskalt - wieviel warme verletzbare Empfindsamkeit liefere ich hier Menschen an, von denen ich nichts weiß? Der hauchdünne Paravent aus Japanpapier, den mein Pseudonym darstellt, schützt meine lebende, gar nicht virtuelle Person vor gar nichts. Immer wieder denke ich darüber nach. Seit mehr als vier Jahren inzwischen. Und gehe doch immer wieder da nach draußen. Ohne Gewand. Und finde immer wieder, daß das gut ist. Meine Lieblingstante sagte einmal 'an irgendwas muß ich schließlich sterben.' Tue ich, was ich hier tue, aus dem Bedürfnis nach Nähe und Gemeinsamkeit? Und riskiere dabei dies oder jenes? Oder warte ich auf das entmenschte Arschloch, das in die empfindsamen Stellen geht? Ohne Respekt, ohne Menschlichkeit, ohne eine Idee von Gemeinsamkeit und Rücksichtnahme? Hätte ich Antwort auf diese Fragen, würde ich dies hier vermutlich einstellen. Und mir überdies den Therapeuten sparen.
[Ich geh' jetzt schlafen. Verflucht.] [Der Therapeut war ein Scherz; habe gar keinen.]
Jetzt aber.
...und fühlte sich unvergleichlich tatendurstig wie tatkräftig. So wie damals, nach dem großen Knall. »Du bist nicht, wofür ich dich gehalten habe.« hatte er gesagt und sich verächtlich abgewandt. Gott sei Dank! hatte sie gedacht und wie gut es war, daß sie ihm noch den ordentlichen Vertrag über den Kauf des Motorrads abgerungen hatte. Da würde noch 'was kommen, das hatte sie genau gewußt. Er würde tun, was er konnte um ihr das Leben schwer zu machen. Dem vorgreifen, alle Brücken, die er torpedieren könnte, vorauseilend abbrechen, das schien das einzig Richtige. Die Loyalität der Freunde nicht belasten, wer sie wirklich wollte, würde ohnehin nicht aufgeben. Mehr als dreihundert Kilometer zwischen ihm und ihr. Gerade genug. Pleite, allein, ohne Job. Angstlos. Leicht. Neue Stadt, neuer Anfang, den Rest würde man sehen...
Das Gefühl ist wie damals, die Lage ungleich besser: Nicht pleite, nicht allein, nicht verfolgt. Der Meine und ich suchen eine Behausung in Berlin, nicht unter 120qm, [nicht unter 100qm geht auch, dann aber 4 Zimmer] in einem Viertel, in dem gut leben ist (Kreuzberg vielleicht? Da kennen sich die Berliner sicher besser aus...), mit einer guten Verkehrsanbindung - wir leben italienisch, d.h. ohne Auto. Geld als Kriterium erstmal zweitrangig. Wir haben natürlich eine Vorstellung - aber erstmal schauen, was so auf uns zukommt. Nur Ofenheizung hätten wir lieber nicht... Eile ist keine geboten, Juli, August wäre wunderbar, eher geht, später geht auch. Wer auch immer von euch da draußen etwas sieht, weiß, hört, hat, bitte melden, kommentieren, mailen, was auch immer. Noch eine Bitte: Wenn es geht, verschafft diesem Eintag Backlinks - je mehr Leute dies hier lesen, desto besser die Chancen.
Camouflage
Die schlaflose Müdigkeit, die getarnte Sehnsucht ist. Sehnsucht nach dem Grün, nach Sonne, nach Farben. Nach einem Raum, in dem nicht gekämpft werden muß. Nach everything is runnin' smoothly, nach lass' einfach los, ich bin ja da.
Mehr Leben!
Das Wasser steht mir nicht bis zum Hals, macht aber durchaus Bekanntschaft mit meinem Brustbein. (Bei dem Gedanken wieder die wilde Freude über meine kleinen hübschen Titten, thanks to genetics, nichts, was sich der Schwerkraft beugen könnte oder müßte. Kleine Freuden.) Für den Tritt in meinen eigenen Hintern, überfällig, brauche ich Kraft. Und Zeit. Und einen anderen Blickwinkel. Angewidert vom eigenen Geschlabber. Von dieser grau-depressiven Haltung, die sich im Moment auch durch's Netz zu ziehen scheint. Ich bin die Rückschau leid. Mir geht meine eigenes Gejammer auf die Nerven. Muß mir Impulse verschaffen. Möglichst gewalttätige, laute. Somit: Pause. Bis Montag. Oder so. Ich mag das ja hier. Es sei denn, selbige Impulse verschaffen mir den Impuls zu einem anderen Schreiben. Zu einem anderen Denken. Um mit einer Filmfigur zu sprechen: Ich weiß
daß ich das besser kann.
In diesem Sinne: Bis demnächst.
Letzte Meldung
Wenn das noch lange so weiter geht, gebe ich meinen Existenzberechtigungsschein ab, ziehe mich in eine Eremitage zurück und verbringe den Rest meines Lebens in splendid isolation.
So. Nun habe ich von der eigenen Niedergeschlagenheit die Schnauze voll, und werde damit beginnen den Münchhausen zu geben (Sprich: Mich an den eigenen Haaren aus dem... Ach, Sie wissen schon).
1980
Alle schlafen, im Haus ist es still. Das verheimlichte Tabakpäckchen aus dem Versteck holen und eine Zigarette drehen. Den kleinen Ascher aus der Schublade fischen. So eben noch auf den Play-Button der Kleinanlage schlagen. Pink Floyd, Wish You Were Here. Leise, sphärisch. Den Rücken an die kleine Kommode lehnen, lauschen, rauchen. Das Licht im Raum kommt einzig von der Bahn silbernen Mondlichts, quer über den Teppich mit der unsäglichen Farbe. Noch weiß ich nicht, wer und was ich bin. Aber es fühlt sich gut an. Bis hierher.
[Bis heute zu dieser Platte die Dunkelheit, die Stille, die Zigarette.]
Erschöpfung
Von der Art, die nach Wein verlangt. Ein kleiner Raum, in dem die Frage nach dem Denkfühlen aufhört, weil du dafür zu wenig nüchtern bist. Eine Auszeit, die du kühl induzierst. Niemand wird sie dir zusprechen, diese Auszeit, niemand wird spüren, daß eine Pause nötig ist. Doch kannst du sie erzwingen. Wenn du auch nur betrunken wirkst, wird man es glauben. Und dich damit entlasten. Immerhin für den Moment. Wird aufhören von dir Lösungen zu erwarten, die du nur liefern kannst, weil du allen ein Placet gibst zu vergessen 'das hier, genau dies, ist ein menschliches Geschöpf mit menschlichen Gefühlen und es ist mir gleich.´ (nicht im Sinne von egal sondern von ähnlich.)
[Ob dieser Eintrag stehen bleibt, werde ich vor morgen nicht wissen]
Equilibrium
Überbewertet. Unterschätzt. Das ist es nicht allein. Vielmehr, daß überhaupt gewertet wird. Ständig. Überall. Alles. Jeder.