Escher revisited
Ein überzähliger Herzschlag, ein überraschter Atemzug. Die Pupillen weiten sich, fast spürt man das. Und weiß augenblicklich: Das war er. Der eine, der fatale Satz zuviel. Nur ein paar kleine Worte, fünf vielleicht. Und nichts ist mehr wie vorher. Jahre, in denen man vieles verzieh und manches wider besseres Wissen gut verstand. Geteilte Werthaltungen und Haltung gegen alle Anfeindungen. Ein Bild, ein Spiegel, ein halbes Leben. Und dann ein Satz mit der Gewalt einer Abrissbirne. Unfreiwillig ist man hinter den Spiegel getreten. Nichts stimmt mehr. Keine vertraute Perspektive mehr aufzufinden noch einzunehmen. Nichts mehr zu tun denn aufzustehen und zu gehen.
Doctor Tarr and Professor Feather
Der beste Mann von allen ist eine Schlampe. Er selbst würde sagen: Ich gebe meinen Dingen alle Freiheit; ich glaube, daß sie sich so wohler fühlen. Der beste Mann von allen kann keine Tasse Tee durch die Wohnung tragen, ohne daß anschließend gewischt werden müßte. Er steht auf Kriegsfuß mit jeder Art von Renovierungsarbeit und Aufräumen ist ihm ein Greuel. Wasch- und Spülmaschinen sind dem besten Mann von allen extrem unheimlich. Man tastet sich so ran... Sein einziges Organisationsprinzip ist ohne jede Regel und heißt Chaos mit Vornamen. Leider erstreckt sich dies auch auf den Umgang mit Finanzen. Der beste Mann von allen lernt mühsam den Begriff Loyalität kennen und anwenden. Der beste Mann von allen hat noch nicht verinnerlicht, was das Gegenteil von gut ist: gut gemeint. Der beste Mann von allen hat noch nie einen Zeitbegriff besessen, welcher der allgemeinen Realität standgehalten hätte. Seine halben Stunden sind die längsten in der Geschichte der Menschheit und die Ideen hinter den Worten "gleich", wie auch "sofort" und "nachher" halten jeden Vergleich mit dem Negerkuß im Vakuum aus. Der beste Mann von allen steht zu seinen Überzeugungen; wenn das Gras blau ist, dann ist es blau, mindestens ein Photo wäre nötig um ihn in Richtung hellblau zu bewegen.
Der beste Mann von allen radelt klaglos durch den Regen, um seine Lieblingsfrau zu später Stunde noch mit Tabak zu versorgen. Er kocht und backt nach Wunsch und auf schlichte Bitte. Ohne jede Szene oder kokettierendes Geziere. Der beste Mann von allen ist sofort unglücklich, wenn seine Lieblingsdame nicht glücklich ist. Er erträgt ihre Idiosynkrasien mit einer Nonchalance, von der einem schwindlich werden kann. Ist sie krank, wird niemand auf der Welt aufopferungsvoller für sie da sein, selbst nächtliche Hungerschübe ihrerseits treiben ihn nicht in den Jähzorn, nein vielmehr fröhlich pfeifend in die Küche. Mit dem besten Mann von allen kann man reden. Fast immer. Ich habe den besten Mann von allen zeitweise im Verdacht doch heimlich eine Frau zu sein.
Enttäuschend
Intelligenz ist sexy. Vieles bleibt ungesagt. Intellekt und Erfahrung lesen in Gesten, Untertönen, Blicken. Der Flirt ist ein Gang auf die Planche. En Garde, Riposte, Coupé. Das Vergnügen liegt in der Eleganz. Ein Wechselspiel; ein Schritt vor, einen zurück; eine unverhohlene Freude am Geist des anderen. Selten findet man jemanden, der dieses Spiel nicht nur kennt, sondern auch beherrscht. Stattdessen Adorno-Jünger, selbstverliebte Elfenbeintürmler, Männer, die glauben, Roland Barthes gelesen und verstanden zu haben, sei hinreichender Beweis ihres Intellekts. Intellekt ohne Emotion ist kalt und leer, sein Schatten die Selbstüberhebung. Hier wird nicht mehr hingehört, schon gar nicht hingefühlt. Roboterhaft spult sich ein Programm ab, daß nach dem dritten Satz schon langweilt. Jeder Schritt vorhersagbar. Kein Vergnügen, keine Seele. Vielmehr ein Machtspiel. Die Oberhand behalten. Jeden Satz des Gegenübers beurteilen, werten. Nur wieder einer dieser Machos im Geiste - was würden sie diesen Anwurf alle von sich weisen, mit Empörung in der Stimme. Ihre Weltläufigkeit und profunde Bildung, ihr 140er IQ verbietet schon die Idee. Intelligenz fragt und spielt, Machismo doziert.