Beaufort 10
Reite durch die Nacht unter hartem Wind, an dem zu segeln mir nicht gelingt. Die Winsch streikt, der Spinaker hätte längst eingeholt werden müssen, von den Querseen ist mir schlecht, reffen kann ich jetzt auch nichts mehr.
Ach, weißt du was, Meer - mach doch was du willst. Morgen ist mein Mast im Eimer, das Großsegel in Fetzen, aber sicher wird die Sonne auf eine spiegelglatte See scheinen.
Dann sehen wir weiter.
Pans Labyrinth
Me? I've had so many names... Old names that only the wind and the trees can pronounce. I am the mountain, the forest and the earth. I am... I am a faun. Your most humble servant, Your Highness.
Bahnbrechender Film, unbedingt ansehen. Achtung: Bei schwachen Nerven und für zartbesaitete Naturen nicht anzuraten.
Ich freue mich über uns. Mußte mal gesagt werden und bleibt hier auch stehen. [file under: kryptik. Alternatively: love and all that stuff.]
nocturnal rant XVIIII: Der Staat und der Tod
Das diffuse Empfinden, daß die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe (vulgo: Hartz IV) ein Unrecht sei, war bereits bei deren Einführung weit verbreitet. Nun ist der Beweis dafür angetreten worden, auf denkbar zynische Weise: In Speyer ist ein Arbeitsloser verhungert, weil er zudem das Pech hatte schwer depressiv zu sein. Mehr darüber hier und hier.
Nein, erzähle mir niemand etwas von 'Verkettung unglücklicher Umstände'. Dieser Staat hat offensichtlich genug Personal um jeden ALG II-Empfänger aufs Schärfste zu prüfen, aber der Staatspflicht sich um die Bürger, namentlich die Schwachen zu kümmern, kommt dieser Staat schon lange nicht mehr nach. Das alles dann vor dem Hintergrund der höchsten Steuereinnahmen seit Jahren ... Mir ist so kotzschlecht. Und dabei fühle ich mich so jämmerlich hilflos. Verraten. Verarscht. Wie lange muß es noch dauern, bis ... ja bis ...
Synergien
Phantastischer, düsterer Thriller mit Herrn Depardieu & Herrn Auteuil: 36
So macht man sowas!
Die Musik dazu stammt von Sia Furler.
Don't bring me down ist ein sehr berührendes Stück Musik geworden.
Was die Frau sonst so macht, kann man ebenfalls sehr gut hören. Tip: Man halte sich an die balladesken, langsamen Stücke.
nocturnal rant XVIII: Äpfel und Birnen
Wo kann man morgens um drei die verzweifelte Frage stellen, wie mit einer Heizung umzugehen sei, die wie verrückt Wasser verliert - und Antwort bekommen?
Wo findet man in so ziemlich jeder größeren Stadt allein auf Anfrage einen Übernachtungsplatz bei einem Menschen, den man noch nie gesehen hat, der einen noch nie gesehen hat?
Wo kann man sich wie Bolle darüber freuen auf ein selbstverfaßtes Gedicht positive Resonanz zu bekommen, bzw. überhaupt Resonanz?
Wo erlebt man, daß zwischen den eigenen Zeilen eine leichte Depression aufscheint, und bekommt Trost, Zuwendung, Anrufe?
Wo kann man sich um die eigene politische Meinungsbildung kümmern, weil man Hunderte von Texten zum Thema findet, die sich der persönlichen Meinung nicht verwehren müssen und etwas anderes sind als der immergleiche neutrale Test der DPA?
Wo findet man eine Netzwerk- und Vernetzungsmentalität jenseits der überkommerzialisierten Pfade?
Diese Liste ist - wie es sich für ein Blog gehört - sehr persönlich gefärbt. Und ließe sich dennoch endlos fortschreiben.
Die Antwort ist einfach: In den Blogs.
Mit großem Befremden nehme Texte wie diesen zur Kenntnis. Vor drei oder vier Jahren hätte ich mich weniger gewundert - aber heute?
Es drängt sich der Verdacht auf, daß hier primär ein dialektisches Problem besteht. Menschen, die Texte wie den erwähnten verfassen, bewegen sich schlicht im falschen Paradigma. Selbstredend bewegt sich der journalistische Text in einem anderen als der Text eines Bloggers - jedenfalls in neun von zehn Fällen.
In letzterem ist der persönliche Blickwinkel gewollt, in ersterem muß er als unsauber gelten - der Informationspflicht sollte so neutral wie möglich Genüge getan werden.
Diesem Anspruch muß der Blogger nicht genügen. Der zentrale Punkt ist aber: Dies ist für die meisten von uns weder Anspruch noch Ziel. Schert man uns also über den journalistischen Kamm, kann man sich nur auf die Schnauze legen.
In einem Satz: Der Journalist hat eine Informationspflicht, persönliche Meinung muß als Kommentar deutlich erkennbar sein; der Blogger setzt vor allem anderen auf die ganz und gar persönliche Stellungnahme.
Ein weiteres Distinktionsmerkmal für (mindestens) zwei verschiedene Paradigmen:
Das Wesen des Schreibens in Blogs ist die Interaktion. Ein Blog, das zwar von Hundertschaften gelesen, aber nie mit Kommentaren bedacht wird, ist im eigentlichen Sinne ein totes Blog. Den Journalisten dagegen kratzt es eher nicht, ob sein Artikel mit Leserbriefen bedacht wird (überhaupt: Leserbriefe! Was für ein indirektes, langsames Medium ist das denn? Und dann selbst in der Onlinewelt diverser Printpublikatioen durch ein halbes Dutzend Moderationstools gefiltert zu werden, und anschließend zu erleben - Ausnahmen bestätigen die Regel - daß zwar Mitleser reagieren, der Redakteur aber nicht - Der Kandidat hat Null Gummipunkte und darf sich wieder setzen.)
Ein Phänomen wie Arianna Huffington, liebe Freunde von den sogenannten alten Medien, ist meiner Meinung nach deshalb in Deutschland nicht möglich, weil in diesem Lande noch niemand ernsthaft ins Auge gefaßt hat, daß
- für den journalistischen Text ein anderes Paradigma Geltung besitzt als für den Blogeintrag
- diese Distinktion ein Gewinn sein könnte - für beide Seiten.
Wo wir gerade dabei sind: Von welcher Art von 'Relevanz' ist in dieser Diskussion eigentlich die Rede? Wer definiert bitte Relevanz? Hier wird mit dem Begriff hantiert, als wäre er die Jahrhundertwaffe gegen jegliche Verwirrung bzw. gegen die bittere Notwendigkeit selbst zu denken ...
Dabei ist schon der Begriff der Relevanz reichlich schwammig und konturlos:
"Die Bedeutsamkeit (Relevanz, Wichtigkeit) ist ein Maß dafür, wie stark eine Sache die Realität beeinflusst oder wie gut eine Information oder eine Theorie Wissen über die Realität vermittelt (zunächst unabhängig davon, ob dieses Wissen wahr ist). Sie ist ein wichtiges Kriterium für die Informationsqualität.Quelle: Wikipedia
Die Bedeutsamkeit hängt stets stark vom Kontext ihrer Interpretation ab. Sie steht für das Gewicht des Objektes gegenüber anderen Objekten in einem definierten Kontext: je höher das Gewicht um so mehr muß man diesem Objekt Beachtung schenken, desto größer wären die Auswirkungen, wenn man dieses Objekt verändert. Was in einem Kontext relevant ist, kann in einem anderen also unwichtig sein.
In Hinblick auf Informationen bzw. Daten bezieht sich die Bedeutsamkeit immer auf die semantische Bedeutung (den Sinn), ist aber von dieser verschieden: die Bedeutsamkeit ist immer eine Quantifizierung, also ein einzelner Wert, der allerdings kaum objektiv meßbar ist.
Die Bemessung der Wichtigkeit eines Objektes erfolgt durch ein Subjekt und kann je nach Kontext auf einer objektiven oder einer subjektiven Methode beruhen: Eine objektive Methode liegt immer dann vor, wenn die zu bewertenden Parameter, deren Wertebereiche und Grenzwerte sich vollständig und eindeutig beschreiben lassen. Ist dies nicht möglich, so wird die Bewertung mehr oder weniger intuitiv, bzw. basierend auf Weltwissen, Lebenserfahrung und persönlichen Beziehungen und Neigungen durchgeführt, was eine subjektive Methode der Bemessung ist."
So lange wie die sogenannten etablierten Medien den paradigmatischen Unterschied zwischen Blogs und journalistischen Texten nicht zur Kenntnis nehmen, genau so lange werden wir einen albernen, kindischen Abgrenzungskampf führen müssen, der einfach alles ist, nur nicht zielführend.
Begreift es doch bitte endlich - alle! - Man könnte sich wundervoll ergänzen, wenn man nicht so superdeutsch überall Jägerzäune aufbauen würde.
Amerika hat das längst begriffen - und das ist so ziemlich das einzig Positive, was ich im Augenblick über diese Nation zu äußern im Stande bin. Das ist meine ganz und gar persönliche, unjournalistische Auffassung, nebenbei.
[Für die Ergänzung, die Breite und die Dinge, die so einige nicht kapiert haben: Der Kollege bringt es auf seine Weise schön auf den Punkt, obwohl er auch Journalist ist. (-: Edit: Auch Andrea hat einen tollen Text zum Thema geschrieben.]
Drogen
Ich hatte keine Ahnung, daß es in unserem Wohnumfeld Pappeln gibt. Allein - es muß so sein. Der schwere Schlagregen spült mir den Duft in die Wohnung wie Wasser.
Bin schon beinahe nicht mehr zurechnungfähig ... mit ständig geblähten Nüstern und hingerissen verdrehten Augen.
Zeitformen
aus der Zeit ohne Zeit jenseits der Zeit in der Zeit
die Geschichte ohne Historie gelebter erlittener Konjunktiv.
Präsenz? Futur II? Konjunktiv II?
Zeitfolgen
unabbildbar. existent.
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