Quittung
Nacht verbellt, Besen in den Bronchien. Große Begeisterung.
thank god it's friday
Sommerabend im April. Sancerre. Freundin. Leichte Brise. Wunderabendessen. Ray of Light. Versöhnlichkeit. Vorschuß auf Altersmilde?
nocturnal rant XVII
Ἁρμαγεδών. Naja. Nicht wirklich. Aber es fühlt sich so an.
Ein Wohnumfeld zu haben, in dem niemals vor drei Uhr morgens Ruhe einkehrt, wirkliche Ruhe, Stille, schickt das Nervenkostüm in Fetzen. Im letzten Sommer haben wir es ertragen, ab und an dazwischengeschossen.
Nicht noch ein verpfuschter Sommer. Nicht in diesem knochenbrechenden Jahr. Heute den Krieg gestartet - zweimal Polizei in vier Stunden, Ordnungsamt wird morgen eingeschaltet, Hausverwaltung steht übermorgen auf dem Plan und die erste Anzeige wird nicht lange auf sich warten lassen. Es ist mir scheißegal, wer mich wann wo und warum für einen Querulanten hält. Alles, was ich will sind drei Stunden Ruhe auf 24, und zwar die zwischen 21h und Mitternacht. Und wenn ich die anders nicht kriegen kann als mit einer Anzeigenserie und der letztendlichen Schließung dieses Ladens, der seine 'Kunden' nicht at bay halten kann - dann bitte. Dann eben so.
Diese Stadt ist mir mit den lärmenden Dauersäufern und den Trinkhallen, die keine Ruhe zu gewährleisten im Stande sind, reichlich zu soft. Daß die lärmenden rücksichtslosen Idioten mehr Recht haben sollen als der anliegende Mieter, leuchtet mir einfach nicht ein. Die pubertierenden Kinder trauen sich kaum noch aus dem Haus, an der Rotte vorbei. Die Eltern leiden, weinen sich bei den Nachbarn aus, kriegen aber den Arsch nicht hoch. Die Gründe für dieses stille Aushalten werden mir ewig unklar bleiben, Gott sei Dank. Es ist zu Kotzen. Dann eben ich. Mir liegt an dieser Wohnung hier und irgendwo muß Schluß sein. Wenn mir nocheinmal ein Polizist etwas von mediteranem Lebensgefühl und Toleranz vorfaselt, muß ich ihm wohl eine längere Vorlesung über anderhalb Jahre Leben in der Toskana halten ... Man kann sich nur noch die Haare raufen ... Was ist mit diesem Land um Himmels Willen passiert, daß alle Welt Toleranz und political correctness mit hier kann jeder machen was er will verwechselt. Und zeitgleich die größte verfassungswidrige Bespitzelungsaktion der eigentlich Regierenden (alle (Staats-)Gewalt geht vom Volke aus) ins Leben gerufen wird, die es hier seit der DDR gegeben hat.
Ich habe dieses Land - namentlich seine Verfassung und sein Grundgesetz - einmal sehr geliebt und glühend verteidigt. Jetzt weiß ich nicht mehr was ich denken soll - von der abstrakten Ebene der Gesetzgebung bis in mein ganz und gar wirkliches Leben hinein ... Fühlt sich mehr als Scheiße an, mit Verlaub.
Die Städte, mit denen man nichts mehr zu tun hat. Die Menschen, die fehlen. Die Vertrautheit im Unvertrauen. Die Fremdheit in mir selbst.
Über 1000
Das ist nicht genug. Das ist unbedingt zuviel.
[Gerade weil es euch so offenkundig nicht interessiert: Bücher, es geht um Bücher.]
nocturnal rant XVI
anno domini 2007, berlin, germany, europe, earth Das H******t hat die unglaubliche Traute den Großraum Berlin von beiden Netzen zu nehmen (Telefonie & Internet); die leidgeprüfte Call-Center-Besatzung hat die undankbare Aufgabe den Kunden etwas von 'Wartungsarbeiten' zu erzählen, und wir sind der Arsch vom Dienst, weil wir die verbindlich zugesagten Wartungsarbeiten an einer Kundenapplikation - bewußt in die Nacht gelegt, damit alles in der Früh 'up an' running' ist - nicht leisten können. Ich koche vor Wut. Und amüsiere mich gleichsam über den Webworker von gegenüber, der vor seinem leuchtenden Computerschirm, das Telefon am Ohr, Schleifen ins Parkett tritt. Brothers in trouble ...
Wehe dem, der heute Nacht einen Notarzt braucht, bei selbigem Unternehmen seine Telefonleitung hat und kein Handy besitzt - oder es einfach gerade nicht finden kann.
Diese Chuzpe empört mich. Menschen, die für eine Dienstleistung hart erwirtschaftetes Geld ausgeben ... und dann informiert man einfach mal niemanden, der blöde Kunde muß halt sehen, wie er klar kommt. Selber doof. Daß die Leitung dann doch nach drei und nicht erst nach sechs Stunden wieder da ist, spielt hier eine untergeordnete Rolle. Der Punkt ist, wie hier mit dem Kunden umgegangen wird. Armes Deutschland.
In solchen Nächten neige ich dazu an diesem Land zu verzweifeln. Ein Land ohne Arbeitsethik, eine Bevölkerung, die von ihrer Regierung unter Generalverdacht gestellt wird, eine Regierung, die die weltweit klügste Verfassung, das weltweit beste Grundgesetz von innen aushöhlt, ein gottverdammter Termitenhaufen; der Bürger immer ausgelieferter. Den Dienstleistern, die nicht dienstleisten, dem Fiskus, der auf Raubritter macht, der Gesetzgebung, die jede Bodenhaftung verloren hat ... Und die Karlsruher als letzte Bastion, und niemand, der den Heuschrecken etwas entgegegensetzt. Eine Jugend, der man die Perspektive genommen hat, und die ergo den Arsch nicht mehr hochkriegt, eine Rentnerschar, die sich zu Recht fragt wofür sie ein ganzes Arbeitsleben lang eingezahlt hat, die Selbständigen, die man mit der 'unternehmerischen Verantwortung' völlig alleine läßt - aber Kohle von ihnen nehmen, das geht schon. Ein durchgeknallter Paranoiker, der hier Sachen anleiert, die noch vor fünfzehn Jahren einen Sturm entfesselt hätten ... hier rührt sich fast nichts mehr. Die Leute kämpfen - ein jeder an seiner Front - um das Überleben, um ihre Würde. Da bleibt kein Raum mehr für den Blick zu Seite, für die Kraft der Solidarität. Die Wenigen, die sich den Hinweis auf diese Dinge noch leisten können, können das nur, weil sie nicht um die eigene blanke Existenz kämpfen müssen, und sind entsprechend glaubwürdig. Ex Kathedra läßt sich fein dozieren.
Was soll man da tun - als einer von denen, die sich noch über 'Arsch in der Hose' definieren? Was tut man als mündiger Bürger mit einer Republik, die schleichend aufhört eine zu sein? Was tut man als kreative Kämpfernatur gegen ein Umfeld, das immer weiter in eine Art katatonische Starre verfällt, aus reiner Hilflosigkeit? Was kann man tun gegen die um sich greifende Angst und den von den Göttern sicher nicht gewollten vorauseilenden Gehorsam, der selbst ein Unternehmen, das mit 'print on demand' auf T-Shirts sein Geld verdient, dazu bringt ein potentiell mißliebiges Motiv nicht zu drucken?
Ich behaupte: Das Katatonische ist gewollt. Wer nur so eben irgenwie zurechtkommt, hat kaum noch Kraft und Ideen für anderes. Ich schaue mir die Schere an zwischen Ackermann und Co. und dem ganzen Rest, den kleinen netten Menschen, die bei Jauch auf dem Stuhl sitzen, dort hocken mit der fühlbaren Hoffnung auf das große Wunder. Mit dem Wunsch auf das Entkommen aus all den häßichen Kalamitäten, mit einem Schlag.
Es ist Zeit für eine Revolution.
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