Blickwinkel
sie, knapp über 60, voll berufstätig, mehrere kinder alleine großgezogen, seit einigen jahren glücklich mit ihrem etwas jüngeren verheirateten lover. dessen ehefrau, nochmal fünf jahre jünger, ebenfalls glücklich in ihrem biederen einfamilienhäuschen mit sohn um die 25, ahnt vielleicht irgendwas... man weiß es nicht. zum jahreswechsel passiert es: herzinfarkt (er), intensivstation. die geliebte weiß nichts, weiß auch nicht, wie sie die plötzliche funkstille interpretieren soll. schließlich erfährt sie aber doch, was geschehen ist. natürlich bekommt sie keinerlei auskunft vom klinikpersonal, sie ist ja keine "angehörige", auch sonst dringen allenfalls gerüchte zu ihr vor. sie geht - um einer begegnung mit der ehefrau auszuweichen - in aller herrgottsfrühe in klinik. das wird für die nächsten tage ihre gemeinsame zeit: morgens zwischen sechs und sieben am krankenbett, immerhin etwas. nach einer guten woche betritt die ehefrau die szene (vom klinikpersonal alarmiert) - es kommt sofort zum gerangel. die geliebte wird hinauskomplimentiert. die ehefrau besteht nun darauf, ihn zuhause zu pflegen, offenbar mit erfolg. erstmal weggesperrt (er). es gibt leute, die darüber lachen. und wenn sie lachen, dann hämisch, und zwar über die geliebte (haha, das hat sie nun davon). über ihn natürlich nicht, mit so einer krankheit gebührt einem ein bisschen respekt. das verhalten der ehefrau findet man allgemein in ordnung. recht und ordnung, darauf kommt es an. ich kann gar nicht sagen, wie traurig ich diese geschichte finde, auch wenn es ein vorläufiges happy-end gibt: er ist einigermaßen genesen, besteht auf einsamen spaziergängen. zur sicherheit nimmt er sein handy mit, besser gesagt: zwei handys. er hat sich ein zweites zugelegt, das erste wird von der ehefrau kontrolliert. unwürdig. und so klein, dass es mir das herz zusammenzieht. warum gönnt man einander nicht ein bisschen "glück" und arrangiert sich?(via smart.antville.org)
Wie leicht sich so etwas von außen be- und verurteilen läßt, empört mich. Jede Lebensgemeinschaft beruht auf Absprachen. Die verhandelbar sind und in der Regel auch verhandelt werden. Unzählige Varianten sind denkbar. Eben auch eine, in der die Ehefrau auf die häßlichste Art verraten und geringschätzig behandelt wurde. Und warum fragt niemand nach der - denkbaren - Feigheit und Egozentrik des Mannes? Der vielleicht einfach ein nebulöses 'Alles' haben will, ohne für sein Verhalten auch einstehen zu wollen. Eine Variante übrigens, die mir, aus Gründen, durchaus wahrscheinlich erschiene. Fazit: Sind die inneren Regeln nicht bekannt, sollte man sich mit Urteilen zurückhalten.
Credits
Der Herr Großblogbaumeister ist mein Held. Das Layout, das er unter layout.antville.org veröffentlicht hat, war für einen bekennenden Minimalisten wie mich einfach unwiderstehlich (Habe einiges an Zeit gebraucht um das für meine Begriffe elaborierte Javascript wirklich zu begreifen.) Logo bleiben jetzt die Ängstlichen und Kenntnisschwachen vor der Tür. Mit anderen Worten: Wer Java nicht von Javascript unterscheiden kann und letzteres abschaltet, ist eben einfach draußen. (Ihr müßt das nicht tun! Javascript kann bestenfalls in der Umarmung mit ActiveX gefährlich werden - if even! - und das wird hier nicht eingesetzt.) Herr Gbbm, von wenigen habe ich so gern gelernt wie von Ihnen. Einen zylinderschwenkenden Dank dafür!
[Wenn diese Layout noch hakt - hier oder da - ist es unbedingt mein Fehler. Ich muß da noch einiges geradeziehen, bin aber zu ungeduldig um es noch offline zu lassen. Rückmeldungen gerne genommen, Korrekturen mache ich morgen. Samstagnacht, Freunde. Was denkt ihr? Morgen weiter ...
Noch 'n Axiom
Wie kommt eigentlich der Planet auf das schmale Brett mit jemandem zu sein, wäre grundsätzlich einfacher/angenehmer/richtiger/runder/whatsoever als allein zu leben? Haben die auch nur die leiseste Ahnung wie kompliziert es sein kann zwei kreative Querköpfe mit Charakter zu einer wie-auch-immer-gut-funktionierenden-Einheit zusammenzuschmieden, in der das Ganze mehr ist als die Summe der Teile? Ins neunte Jahr geht der Versuch nun. Und wir finden beide, das müßte eigentlich besser gehen. Langfristig mit dem jeweils merkwürdigen Geschöpf auf der anderen Seite sein zu wollen ist nichts für Feiglinge.
Und alles, was die Herren und Damen Psychologen und/oder Literaten darüber schreiben, ist das Papier nicht wert auf dem es gedruckt wurde. Ähnlichkeiten? Verschiedenheiten? Gewichtung? Machtgefälle? Alles Quatsch.
Das, was letzlich zusammenhält ist das Obwohl, nicht das Weil.
to whom it may concern
So wie Düfte und Aromen eine Farbe haben, sind Tagen Töne zugeordnet. Mit viel Glück Melodien. Immer aber: Dynamik. Wispertage, Flüstertage. Tage um 48dbA. lärmende Tage, laute Tage. Welten zwischen den lärmenden und den lauten. Am schönsten sind Tage wie dieser - eine LAUTER Tag mit einem Kern aus Flüstern und Wärme. Mit solchen Tagen kommt das Licht. Von innen, von außen, von innen.
And my skin the surface of my soul.
Gefühlsverwirrung
Die eigentümliche Zärtlichkeit für Algorhythmen und Maschinen. Daß man sich plötzlich scheut einem Programm mitzuteilen 'Das gefällt mir nicht, was du mir da ausgesucht hast.' Und dann entschuldigt sich das Ding auch noch. Was die Scheu vor dem nächsten Mal idiotisch hochfährt.
Die Empfindung ist ähnlich jener, die mich damals bewog meinen armen Teddy wieder unter dem Bett hervorzuholen, der doch gar nichts dafür konnte, daß ich so 'ne Wut auf meine Mutter hatte. Ich landete mit einer Platzwunde im Krankenhaus; vier Stiche - Position der Bettkante beim Hochkommen falsch eingeschätzt. Ich war sechs Jahre alt. Doch, ich wußte ganz genau, daß der Teddy kein belebtes Wesen ist.
So wie ich auch jetzt weiß, daß ich auf ein Programm reagiere, auf einen halben Meter gut gemachte Mathematik.
Der Tag in acht Punkten
- Über Monate konsequent zu sein, kann sehr anstrengend werden.
- Gute Vorsätze sind gute Vorsätze. Sonst nix.
- Wenn du glaubst, deine Hammersammlung sei komplett, fällt dir garantiert noch einer auf den Kopf.
- Die echten Freunde kommen immer aus einer unerwarteten Ecke.
- Eine Stadt zu mögen, ohne sie gut zu kennen, macht sehr viel Spaß.
- Router und AP's einzurichten läßt sich nur betrunken ertragen. Andererseits dann nicht mehr gut umsetzen ...
- Feten zu planen ist fast schöner als sie auch zu feiern.
- Ich sollte angetrunken nicht schreiben.
Über das Leben mit Wesen
Mit Tieren zu leben bedeutet eine Entscheidung. Lässig mal so eben ein paar Tage wegzufahren fällt damit aus. Es steht immer wieder organisatorischer Brassel an, denn eines sollte dir klar sein: Wenn du dieses Tier aufnimmst, wirst du - was du bist, was du tust und wo und wie du lebst - seine einzige Welt. Das ist kein Spiel. Du beschränkst ein lebendes Geschöpf auf einen Kreis, welcher unmittelbar mit dir zu tun hat. Selbst wenn das Geschöpf diesen Kreis willig akzeptiert - unsere kriegten den blanken Horror, sobald man ihnen ein 'Draußen' anbot, versucht haben wir das oft - machst du dich verantwortlich.
Ein lebendes Wesen. Und die Welt schaffst du. Ob du willst oder nicht. Und wir reden von Zeiträumen. Eine gesunde Katze hast du, so sie ein williges Wohnungswesen sein möchte, über den Daumen gepeilt 20 Jahre an der Haut. Eine Sache, über die du nachdenken solltest, bevor du dem Ach-wie-süß-Impuls willenlos nachgibst.
Wenn man diese Verantwortung annimmt, passieren wilde Dinge. Vor vier Wochen noch saß ich an einem tobenden Hauptbahnhofsgleis, versaute mir die Klamotten, auf dem dreckigen Bahnsteig kniend, weil mein Tier aus dem Transportcage nach mir schrie. Fing mir empörte Blicke ein, weil ich meine Gina in all dem Chaos aus dem Mistding holte und auf den Arm nahm. Ich wußte, das geht, das hilft ihr. Und nichts anderes ist wichtig, jetzt gerade. Denn dieses Tieres einzige Welt bin ich. Der Meine war erschrocken, vermutete ein hohes Risiko, nur kenne ich Gina sehr lange und wußte ganz genau - das sieht falsch aus, ist aber absolut richtig. Überflüssig zu erwähnen - sie beruhigte sich auf meinem Arm sofort.
So macht es mich nun glücklich, daß ich in der neuen Wohnung, gerade schreibend, dieses Bild sehe:
Vor der Zeit
Die Rauhnächte sind noch weit. Das zauberische Zwischen-den-Welten-sein ist es nicht. Ein Fest, ein großer Vertrauensbeweis, viele Menschen zum Freuen, ein Menü in starken Farben, sinnlich und laut, ein Gespräch am Morgen, eine Lektion in Sachen Minimalismus. Danke euch allen. Mehr Willkommen geht nicht.
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